Samstag, 28. März 2015

Mexico-City - das gigantische Moloch gleich zu Beginn

Beim Landeanflug vor drei Tagen schienen bei der Sicht aus dem Flugzeugfenster die Gebäudewälder kein Ende zu nehmen. Kein Zweifel dass es sich bei diesem "Moloch" um einer der größten Städte der Welt handelt. Man spricht von 25 Millionen Einwohnern, doch zu genau lässt sich das nicht feststellen. Beinahe täglich gibt es neue Zuwanderer aus ländlichen Gegenden Mexikos, die hoffen hier Arbeit zu finden und ein besseres Leben zu haben. Im spanischen heißt die Stadt Ciudad de Mexico, gennant wird die Hauptstadt, die auch gleichzeitig eines von 31 Mexikanischen Bundesstaaten ist, von den Mexikanern meist nur D.F. (Abkürzung für Distrito Federal). 

Glücklicherweise konnte ich der Qual der Wahl entgehen, mir eine von zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten in D.F. auszusuchen, da Mayra, eine Freundin einer meiner Cousins aus Kolumbien, mich einlud bei ihr zu übernachten. Die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen zur Wohnung von Mayra zeigte sofort, dass ich in Lateinamerika angekommen war. Laute Mariachi-Musik aus dem Autoradio und ein Taxifahrer, der sich zu freuen schien, dass die Hauptverkehrszeit bereits beendet war und er somit richtig Gas geben konnte. Angekommen an der Wohnanlage von Mayra bekam ich ein weiteres Zeichen dafür, auf welchem Kontinent ich nun war. "Du wirst bei uns behütet wie der Heilige Geist", sagte der Taxifahrer. Grund war, dass er am Eingangstor einem der Wachmänner meinen Namen sowie die Nummer der Wohnung und den Namen von Mayra mitteilen musste - ein Sicherheitsmerkmal, das bei größeren Wohnungsanlagen in lateinamerikanischen Großstädten absolut normal und für jeden Einwohner selbstverständlich ist. Bereits am nächsten Morgen, als ich die Anlage für meine erste Stadterkundung verließ, erkannte mich einer der Wachmänner sofort wieder, was zur Folge hatte, dass ich während meines restlichen Aufenthalts das Tor ohne weiteres Befragen passieren durfte. 
Mayra hatte mir empfohlen am ersten Tag ein Taxi in die Innenstadt zu nehmen um sich erstmal einen ersten Eindruck der Dimension des Stadtverkehrs zu verschaffen und mich nicht gleich in das Chaos der Metro zu stürzen. Ich folgte dem Rat und winkte an der ersten Straßenecke neben der Wohnanlage ein Taxi herbei. Der Fahrer ließ mich am "Zócalo" raus, dem riesigen Hauptplatz des historischen Stadtzentrums, unverkennbar durch eine überdimensionale mexikanische Flagge und der Kathedrale an einer Seite des Platzes. Ein Teil des Platzes sowie einige Zufahrtsstraßen waren jedoch gesperrt und unübersehbar befanden sich auf den gesperrten Zonen Umzugswagons mit Figuren von bis zu fünf Meter hohen Skeletten. Noch vor dem Aussteigen fragte ich den Fahrer ob irgendwas Besonderes gerade hier im Gange sei. "Die Sache ist die, dass im Moment hier gerade Szenen für den neuen James Bond Film gedreht werden. In den Szenen geht es um die Feierlichkeiten zum "Día des los Muertos" (Tag der Toten - einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage). Dieser findet zwar erst am 31. Oktober statt, aber die Dreharbeiten zum Film sind eben jetzt. Wir in D.F. finden es toll, dass unsere Stadt Kulisse für diesen Film ist. Unfair gegenüber uns Bürgern finden wir allerdings, dass diese Figuren hier auf den Umzugswagons um einiges größer sind als bei den echten Feierlichkeiten." 




Sowohl an diesem ersten Tag in der Innenstadt als auch an den beiden folgenden zwei Tagen verbrachte ich viel Zeit damit gemütlich durch die Straßen in verschiedenen Stadtvierteln zu laufen ohne mir meine Orientierungslosigkeit ansehen zu lassen. Die Fahrt mit der Metro fiel mir letztlich doch nicht so schwer wie von Mayra vermutet. Im Gegenteil, ich nutzte dieses Verkehrsmittel sehr gern. An drei Tagen kam ich insgesamt auf mehr als 30 Metro-Fahrten. Ebenfalls typisch für eine lateinamerikanische Großstadt ist, dass in Metro-Zügen (wie auch oft in Stadtbussen) Menschen ohne geregeltes Einkommen versuchen, Kleinwaren zu verkaufen. Bereits nach meiner fünften Metro-Fahrt entschloss ich mich zu zählen welche Waren am meisten angeboten werden. Auf Platz 1 landeten Kopfhörer (also die kleinen Stöpsel) in verschiedenen Farben. Auf Platz 2 Kaugummis und Bonbons gefolgt von Mini-Schraubenzieher-Sets auf dem 3. Platz.

Doch nicht nur die Auswahl an Kleinwaren bei der Nutzung der Metro beeindruckte mich. Viel mehr fallen einem in Mexico-City die zahlreichen Essstände in sämtlichen Straßen auf und das Unglaubliche ist, dass diese massenweise von Einheimischen genutzt werden, unüberschaubar auch von sehr vielen Geschäftsleuten in schicken Anzügen. Das meist verkaufte Essen sind natürlich Tacos, die beliebteste Mahlzeit der Mexikaner. Diese gibt es an den Ständen mit verschiedenen Belegen (mit Hähnchenfleisch, mit Rindfleisch, mit Bohnen, mit Pilzen etc. und zusätzliche Würze mit Soßen und Gemüse- sowie Fruchtstücken kann man sich nach Belieben noch selber drauf machen. Kaum einer bestellt an einem Stand nur einen Taco, sondern mindestens 2, meistens doch eher drei, vier oder fünf Tacos, je nachdem ab welcher Menge es einen Sonderpreis gibt. Wenn man hier eins nicht schafft, dann ist es verhungern, so lecker schmeckt es. 




Die meist besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem Museen. Da Museen, wenn die Zeit knapp ist, für mich teilweise ermüdend wirken, verzichtete ich darauf viele davon zu besichtigen. Eines ließ ich mir jedoch nicht nehmen, nämlich das "Museo Frida Kahlo", einem blau gefärbten Haus welches gleichzeitig mehrere Jahre das Zuhause dieser bekannten mexikanischen Malerin war. Hierbei handelt es sich gar nicht mal so sehr um eine gigantische Ausstellung ihrer Werke, sondern viel mehr um eine Darbietung ihres zwar erfolgreichen aber vor allem auch tragischem Lebens. Frida Kahlo erkrankte als 6-jährige an Kinderlähmung und hatte im Alter von 18 Jahren einen Unfall mit schweren Folgen, weshalb sie einen großen Anteil ihres Lebens liegend im Bett verbrachte. In einigen ihrer Werke stellte sie ihre körperlichen und seelischen Qualen dar. 



Für mich persönlich war eine weitere Sehenswürdigkeit noch ein Muss. Das "Estadio Azteca" (Aztekenstadion), das größte reine Fußballstadion der Welt mit einer Kapazität von 105.000 Sitzplätzen. Hier wurde Fußballgeschichte an zwei Weltmeisterschaften geschrieben. Zum einen erzielte Diego Maradona während der WM 1986 im Viertelfinale Argentinien-England (2:1) das berühmte Tor mit der "Hand Gottes" als auch das zweite Tor mit einem Dribbling im Alleingang von der Mittellinie bis zum gegnerischen Tor, was im Fußballkreis bekannt ist als das "Tor des Jahrhunderts". 
Ebenso war die Halbfinalbegegnung Deutschland-Argentinien (3:4) bei der WM 1970 ein unvergesslich spannendes Ereigniss in diesem Stadion und ist noch heute bekannt als das "Spiel des Jahrhunderts". 



Dienstag, 24. März 2015

Ich bin dann mal weg ...

Es sind nur wenige Minuten bevor der Flieger abhebt. Mein Flieger. Mein Flieger zum Beginn meiner großen Reise. Mein Flieger zum Beginn meines großen Abenteuers. Mein Flieger zum Beginn meiner Traumerfüllung. Mein Flieger eben.

Mir gehen seit Tagen die ersten Textzeilen von <Leaving on a jet plane> durch den Kopf: "All my bags are packed, I'm ready to go ... " Eigentlich absurd, wenn man bedenkt, dass dieses bekannte Lied von John Denver eher zu Abschiedstränen rühren dürfte als zur Vorfreude auf noch unvorstellbare Erlebnisse. Und eins ist mir jetzt, wenige Sekunden bevor es los geht, doch so was von klar: Ich freue mich total auf die kommenden 250 Tage und deren Inhalt. Dennoch, - und das ist ebenso etwas Herrliches  - fällt der Abschied nicht geschmeidig leicht. Momente wie Allen einen schönen Sommer in Deutschland zu wünschen, der Theresienwiese in meinem Wohnort München eine "schee Wiesn" (ohne mich) dieses Jahr vorauszusagen, gute Freunde zu trösten, dass sie ihren diesjährigen runden Geburtstag ohne mich feiern müssen, meiner Münchner Wohnung für mehrere Monate Tschüss zu sagen ... ja, diese Momente lassen einen zugegebenermaßen nicht kalt.

Doch jetzt geht es los. Mexico-City, Ready for Boarding. Yuhuuuuuuu !!


Dienstag, 3. März 2015

Schon bald geht es los ...

Life is too short ... aber darüber sprechen werde ich noch lang




Als ich 3 war, verabschiedete ich mich ohne gespeichertes Wissen von dem Land, in dem ich geboren wurde. 
Als ich 8 war, verließ ich eine Welt, die ich mit kindlichen Gefühlen zwar spüren aber nicht bewusst erleben konnte. 
Als ich 16 war, bereiste ich das Heimatland meiner Mutter, zwar leicht jungnaiv aber dennoch bewusst.
Als ich 18 war, kam ich nicht nur bewusst sondern sogar entschlossen nicht daran vorbei das gleiche zu tun wie mit 16. 
Als ich 21 war, nahm mich mein Bewusstsein nochmals bei Seite und ich bereiste sogar wieder das Land, was ich mit 8 verließ.
Als ich 32 war, wusste ich ganz sicher, dass es Zeit war etwas zu tun, was lang fällig war, nämlich mein Geburtsland zu bereisen.

Heute mit 36 möchte ich nicht mehr von Bewusstsein, sondern eher von Traum- oder sogar Pflichterfüllung sprechen. Doch die Reise geht diesmal nicht nur in mein Geburtsland, nicht nur in das Heimatland meiner Mutter oder einem Land, indem ich mal gelebt habe. Nein, diesmal geht es um die Entdeckung eines kompletten Subkontinents. Lateinamerika. 

Ich weiß nicht wie viele Menschen mir in meinem Leben schon gesagt haben: "Life is too short!" Die zahlreichen Interpretationen dieses Satzes sowie deren (teilweise missbrauchten) Anwendungsgebiete sind jedoch eine gewaltig lange Liste. Diese kann man sich sparen, wenn man diesen Satz für sich selbst fortsetzt. Bei mir würde der Satz dann wie folgt lauten: "Life is too short for not making your dreams come true." 

Bevor es losgeht, möchte ich aber kurz noch darüber sprechen, was mich außerdem noch dazu bewegt hat, mir diesen Traum jetzt zu erfüllen. Ich kann es auch nicht lassen hier und jetzt Menschen zu erwähnen, die Sätze aussprechen wie "Sowas tut man doch nicht!" oder "Sowas ist doch unverantwortlich!" Wie lieb ihr es auch gemeint habt, lasst euch von mir jetzt was sagen: Euer Leben liegt in eurer Verantwortung. Was ihr daraus macht, geht nur euch etwas an. Aber ist es nicht (ebenso) unverantwortlich, wenn man über Jahre hinweg, ja sogar bis zum Ruhestand, nichts anderes tut außer täglich zu funktionieren und schlussendlich nichts mehr tut außer den fast unvermeidbaren Zustand des hohen Alters zu bestärken, nämlich unzufriedener über die vielen Dinge zu sein, die man nicht getan hat (aber hätte tun können), statt über die Dinge die man getan hat?

Jetzt ist es schon fast eine Woche her, seit ich das letzte Mal das Büro meines vergangenen Arbeitgebers verließ. Ich muss zugeben, die Tage erscheinen mir momentan noch recht lang. Langweilig aber nun wirklich nicht. Zu sehr überwiegt die Spannung auf das, was bald beginnt und zu sehr genieße ich die Freiheit in aller Ruhe alles vorbereiten zu können. 
Ich freue mich sehr auf die vielen Abenteuer, die vielen Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnen werde und vor allem während 250 Tagen einer Mentalität zu begegnen, die immer ein Teil von mir gewesen ist.