Freitag, 10. April 2015

Palenque - Die harmonische Macht der Mayas

Ich verließ San Cristóbal mit einer kleinen Träne im Auge. Diese kleine Stadt hatte mit mir das gemacht, was sie schon zuvor mit so vielen getan hatte, nämlich mir das Gefühl zu geben, sich zu Hause und nicht auf der Durchreise zu fühlen. Doch es musste weiter gehen. Schließlich stand mein erster Grenzübergang kurz bevor. Aber noch war es nicht soweit. Als letztes Highlight hatte ich noch eines der größten Nationalheiligtümer Mexikos vor mir, die Maya-Ruinen von Palenque
Ich erreichte Palenque-Stadt - der Ort 8 km von den Ruinen entfernt - am späten Nachmittag und konnte sofort zwei Aussagen bestätigen, die mir zuvor von anderen erzählt worden waren: 1. Es ist verdammt heiss. Du merkst sofort, dass du nicht mehr in San Cristóbal und dem Hochland von Chiapas bist, sondern im Urwald. Sofort begrüßt dich eine Horde des größten Einwohneranteils Palenques, die Mosquitos. 2. Der Ort selber gibt nicht viel her und ist eher langweilig und öde. Es ist einfach nur der Ausgangspunkt für einen Besuch der Ruinen. Viele Touristen bleiben gar nicht erst hier, sondern besuchen die Ruinen im Zusammenhang mit einer Tour aus San Cristóbal oder anderen Tourizentren in Chiapas oder während einer Maya-Rundreise in Mittelamerika. Vielleicht ist es aber auch gut so. Wäre der Ort voll von Hotels, Hostels, Bars, Clubs etc., die Ruinen und der umliegende endlos erscheinende Urwald würden sich nur schwer in so einem nachhaltigen Zustand erhalten lassen. Trotz der Unattraktivität blieb ich dennoch zwei Nächte im Ort. Unbedingt wollte ich mir die Ruinen während eines ganzen Tages anschauen und zwar ohne ein zeitliches Limit zu haben.
Beim Betretten der Ruinenstadt erhielt ich sofort den Eindruck eines Ortes der Harmonie, so elegant und geordnet stehen die einzelnen Tempel zueinander. Es erschien mir so real und unumstritten, dass es gerade mal ca. 1400 Jahre her ist, dass die Mayas hier eine Metropole und Dynastie sich erschufen und stets weiter entwickelten. 


Es gibt eigentlich nicht viel mehr zu sagen, außer dass dieser Beweis für eine der hochentwickeltsten Kulturen der Vergangenheit eines der Plätze ist, die man in seinem Leben gesehen haben sollte. Eine für mich sehr interessante Entdeckung machte ich am Ende meines 6-stündigen Aufenthalts bei den Ruinen, nämlich im zur Anlage gehörenden Museum. Einer der Infotafeln beschrieb die Bedeutung der Familienzugehörigkeit bei den Mayas sehr gut. Diese war so sehr positiv ausgeprägt, dass man Knochen besonders geliebter Vorfahren unter dem Boden begrub, wo man sein neues zu Hause erbaute. Somit ehrte man nicht nur seine Vorfahren für die Nachwelt, sondern stellte abergläubisch sicher, dass die Familie für die Zukunft beschützt leben würde. Logischerweise, oder zumindest sehe ich das so, ist der Familienzusammenhalt in vielen Ländern Lateinamerikas gerade deshalb heute noch so elementär.