Montag, 30. November 2015

Lago Titicaca - ein See, so schön und doch so hoch

Nach La Paz brauchte ich wieder mehr natürlichen Sauerstoff. Wenn ich so schnell aus diesem Hochland mit dünner Luft nicht mehr rauskommen sollte, dann wollte ich doch wenigstens wieder mehr Frischluft und weniger Abgasse einatmen. Hinzukam, dass ich möglichst bald in Peru sein wollte. So sehr mir Bolivien auch gefiel, hörte ich meine innere Stimme sagen, dass ich mich möglichst bald in mein Geburtsland begeben sollte. 
Der Titicacasee (span. Lago Titicaca) zu ca. 40% bolivianisch und zu ca. 60% peruanisch, ist neben den Iguazu-Wasserfällen eines der Ländergrenzen Südamerikas mit der größten Naturattraktivität. Für beide Andenländer ist der See eine viel besuchte Destination von Touristen. Auf bolivianischer Seite blieb ich noch zwei Nächte im Ort namens Copacabana. Copacabana? Da war doch was. Ja genau, so heißt auch der berühmte Strand in Rio de Janeiro, den ich knapp zweieinhalb Monate zuvor besuchte. In meiner Vermutung, dass die Bolivianer diesen Namen von den Brasilianern kopiert hatten, um mehr Touristen anzuziehen, lag ich komplett falsch. Der Name entstand nämlich tatsächlich am Titicacasee durch die Aymara, eines der indigenen Völker aus den Anden-Staaten Bolivien, Peru und Chile. Der prominenteste der Aymara ist ohne Zweifel der derzeitige Präsident Boliviens, Evo Morales. In der Sprache der Aymara heißt Copacabana "quta qawana", was so viel bedeutet wie "Sicht auf den See". Nachdem Brasilianer aus Rio einst hier her kamen, tauften sie das später aufblühende Stadtviertel in Rio mit dem gleichen Namen. Weshalb? So genau weiß es keiner. Vermutlich war es die halbmondförmige Bucht mit den umliegenden Hügeln.


Im Bolivianischen Copacabana gibt es nicht allzu viel zu sehen. Eine Wanderung auf einen der umliegenden Hügel mit schönem Ausblick ist noch eines der Highlights. Erlebnisreicher war für mich dann doch der Tagesausflug auf die Isla de Sol (Sonneninsel). Auf dieser gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man bleibt gleich übernacht auf der Insel oder man wandert innerhalb von zweieinhalb Stunden von der Nord- zur Südseite um dann wieder mit dem Boot zurück nach Copacabana zu fahren. Ich entschied mich für Zweiteres und merkte während der Wanderung mal wieder, dass ich mich noch immer im Anden-Hochland-Gebiet befand. Es wirkt schon etwas unglaubwürdig, aber der Titicacasee befindet sich tatsächlich auf einer Höhe von über 3800 Metern über dem Meeresspiegel. Die Luft wurde während der Wanderung also mal wieder etwas dünn, zumindest beim Aufstieg. Die höchste Erhebung der Insel, die man während der Wanderung erreicht, liegt bei knapp 4000 Metern. 


Gerade noch rechtzeitig erreichte das Boot am späten Nachmittag wieder Copacabana, damit ich noch in meinen Bus nach Puno in Peru steigen konnte. Nach weniger als einer halben Stunde Busfahrt bekam ich mal wieder einen Ausreise- und einen Einreisestempel mehr in meinem Pass. Ein Gefühl der Freude und Geborgenheit stieg in mir auf. Ich war in Peru, in meinem Geburtsland. Meine Familie und ich verließen dieses Land als ich gerade mal drei Jahre alt war. Erst vor vier Jahren kehrte ich für eine kurze Reise zurück. Aber jetzt war ich wieder hier, offenherzig und frei um das Land, in dem ich einst zur Welt kam, noch näher kennen zu lernen. 


Die Stadt Puno ist um einiges größer als Copacabana in Bolivien. Einige Gebäude im Stadtkern sind aus der Kolonialzeit erhalten geblieben. Der Rest ist eine Mischung zwischen Touristen- und Arbeiterstadt. Am Ufer des Titicacasees häufen sich die Anbieter, die Ausflüge zu den Inseln äußerst billig anbieten. Ich entschied mich für eine Zwei-Tages-Tour, die sich im Nachhinein als größtenteils unautentisch erwies aber dennoch ein schönes Erlebnis für mich war. Zunächst ging es auf eine der Urus, den schwimmenden aus Schilf erschaffenen Inseln. Unglaublich fand ich dabei mit welcher Sorgfalt die einzelnen Häuser und sogar die Boote ebenfalls aus Schilf erbaut sind. Mir aber auch klar, dass diese während meiner Tour besuchte Urus-Insel jedenfalls keine war, die tatsächlich bewohnt ist, sondern eine rein für den Tourismus präparierte Insel war. So schön diese kleine schwimmende Insel auch war, authentisch war sie nicht. 



Anschließend ging es auf die größere (normale nicht-schwimmende) Insel Amantaní, die von Nachfahren der Quechua bewohnt sind. In der Tour inklusive war eine Übernachtung mit Verpflegung bei einer der auf der Insel lebenden Quechua-Familien. Meine Gastgeber waren Gabriel und Alicia (ihre Quechua-Namen konnte ich nicht aussprechen). Alle Familien leben hier ohne fließendes Wasser und Strom bei den verschiedensten Witterungsbedingungen. Neben der Landwirtschaft ist die kurze Beherbergung von Touristen einzige Einnahmequelle für Familien wie die von Gabriel. 


Auf der Insel Taquile, die ich am zweiten Tag der Tour besuchte, wohnen ebenfalls Quechua-Familien. Diese führen für die täglich ankommenden Touristen Tänze auf und bereiten für diese auch Essen zu. 
Doch genauso wie im Tag zuvor bei dem Besuch der Urus-Insel, wurde mir aber auch hier wieder klar, wie weit die Kommerzialisierung des Tourismus am Titicacasee schon gekommen ist. Die Tänzer, die auch das Mittagessen für mich und die anderen Gruppenteilnehmer zubereiteten, waren wenig später - dann wieder weniger traditionell bekleidet - bei uns im Boot auf dem Weg zurück nach Puno. ;-)


Als ich nach Beendigung der Tour mich noch mit einer Holländerin, die mit von der Gruppe war unterhielt, meinte diese: "It was a big show, but it was nice anyway." So empfand ich es auch.

Montag, 23. November 2015

La Paz - eine etwas andere (Haupt)stadt

Noch am selben Tag, an dem meine Altiplano-Tour im doch ziemlich hässlichen Ort Uyuni ihr Ende fand, entschloss ich mich zur Weiterfahrt. Ich verabschiedete mich von allen, die an der Tour teilgenommen hatten und mit einer ganz festen Umarmung von unseren Guides, insbesondere von Jenrry mit ein paar letzten Worten. "Du und dein Bruder, zusammen mit eurer Mutter als Tourköchin, macht eure Arbeit hervorragend. Macht weiter so! Und ich hoffe ihr bekommt mal die Chance Englisch oder vielleicht sogar weitere Sprachen zu lernen. Dann hättet ihr echt das Zeug dazu, zu den besten Guides in dieser Region zu werden." Ich sagte das nicht ohne Grund. Dass die meisten Guides für die Altiplano-Touren kaum Englischkentnisse hatten, war leider eine Tatsache, die ich durch Unterhaltungen in den vergangenen Tagen feststellte, mich aber aufgrund der mangelnden Bildungsreformen in Bolivien nicht verwunderte. Hinzu kam, dass es schon oft Zwischenfälle mit Guides in der Region, meist wegen Alkohol, gegeben hatte. Jenrry und Elvis benahmen sich dagegen tadellos und tranken während der gesamten Tour keinen einzigen Tropfen. "Es war mir eine Ehre dich als Kunden zu haben, Norberto. Super vielen Dank, dass du alles übersetzt hast und somit jeder ein paar Informationen und Erinnerungen über unsere Kultur mitnehmen kann. Möge Gott dich auf deiner weiteren Reise beschützen." 
Am Busbahnhof kaufte ich ein Ticket ins 6 Stunden entfernte Sucre, wobei mir nicht gesagt wurde, dass ich zwischendrin in Potosí umsteigen müsse. Als ich dies allerdings feststellte, war ich heilfroh, denn ich musste ganz dringend für kleine Norbertos und mein Hin- und Herrücken auf meinem Sitzz wurde für andere Fahrgäste schon auffällig. Aufgrund der Mittagshitze in Uyuni trank ich nochmal ordentlich Wasser vor der Abfahrt. Busse in Bolivien haben meistens nicht den Komfort, den man aus anderen Ländern gewohnt ist und eine Toilette im Fahrzeug gibt es nur selten. Auf einer 4-Stunden-Fahrt sind Pausen auch nicht üblich. Wo auch, wenn man auf der einzig vorhandenen Landstraße durch die Anden kreuzt und nur schöne unberührte Gebirge um sich herum sieht.
Sucre ist die offizielle Hauptstadt von Bolivien und nicht wie viele glauben La Paz. Lediglich der Regierungssitz wurde irgendwann einmal nach La Paz verlegt, die meisten und wichtichtigsten ausländischen Botschaften befinden sich aber nach wie vor in Sucre, was auch gerne als die schönste Stadt Boliviens genannt wird. In der Tat war Sucre mit seinen kolonialen Bauten, meist weiß gestrichen, schön. Für mich was es allerdings nur eine Kolonialstadt mehr auf meiner langen Reise und ich gestehen muss während dieser schon weit aus schönere gesehen zu haben. Aus diesem Grund war ich in Sucre auch nicht sonderlich aktiv, sondern nutze die Bequemlichkeiten eines echt guten Hostels und ruhte mich die meiste Zeit aus. Der vermisste Schlaf auf der Altiplano-Tour hatte doch einige Spuren bei mir hinterlassen. 
Es ging also weiter nach La Paz, der größten Stadt Boliviens. Sofort stellte ich eines fest: La Paz ist mit keiner anderen Großstadt in Südamerika vergleichbar. Lediglich einige Hochhäuser, die aber beim genaueren Hinsehen dennoch recht alt aussehen, symbolisieren den (langsamen) Fortschritt Boliviens. Aufgrund der Lage der Stadt mit seinen unstrukturierten Bauten an den Hängen, erinnerte mich vieles an die von mir viel diskutierten Favelas in Rio. 


In den Straßen herrscht großes Treiben. In keiner anderen Stadt Südamerikas arbeiten so viele Leute auf der Straße wie hier. Die Straßenstände unterscheiden sich nicht großartig. Handwerks- und Webkunst in Hülle und Fülle, für ausländische Touristen ein wahrer Traum, denn auf Festen wie beispielsweise Weihnachtsmärkten in Deutschland zahlt man für einzelne Stücke gut und gerne das 10-fache. 

Im Stadtkern von La Paz findet man einige schön anzusehende alte koloniale Bauten und darüber hinaus erinnert einiges an die Helden, die einst die Kolonialregierung durch die Spanier beendeten. Am meisten genannt ein gewisser Simón Bolivar, - auch bekannt als "El Libertador" - nach dem das Land nach seiner erfolgreichen Befreiung benannt wurde. Hierbei sei auch gesagt, dass dieser Mann nicht nur in Bolivien, sondern in vielen spanisch sprachigen Ländern Südamerikas ein ewiger Held ist und für ewig bleiben wird.


Seit knapp drei Jahren ist La Paz durch ein Transportmittel reicher, was wenig später zur Touristenattraktion geworden ist. Österreicher bauten damals drei Seilbahnstrecken, die den Menschen helfen, die weit oben in den Hängen oder ganz oben am Berg wohnen, in die Stadt im Tal und wieder nach Hause zu kommen.


Mittwoch, 18. November 2015

El Altiplano Boliviano - einzigartige Landschaften, die man so schnell nicht vergisst

Eine zweistündige Busfahrt hieß es für mich noch zu bewältigen um die Grenze zwischen Argentinien und Bolivien zu erreichen. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich ja schon, dass ich Argentiniens Highlights, nämlich seine Regionen im Süden, nicht besucht hatte, aber preislich gesehen konnte ich es mir einfach nicht erlauben. Umso mehr freute ich mich auf Bolivien. Über dieses Land wusste ich schon so einiges, unter anderem dass es zum reisen das billigste aller Länder Lateinamerikas ist. Ebenfalls wusste ich dass dort Landschaften auf mich warten würden, die ich wahrscheinlich sonst nirgends wo anders zu Gesicht bekommen würde. In der kleinen und recht staubigen Stadt Tubiza (einundhalb Stunden hinter der Grenze) blieb ich nur einundhalb Tage, bevor es mit dem Bestaunen von Naturwundern losgehen sollte. Ich buchte ein 4-Tages-Tour für den südwestlichen Rundkurs auf dem Altiplano. Ich wusste nur teilweise, was mich erwartete. Und eigentlich wollte ich überhaupt keine Erwartungen haben, vor allem was die klimatischen Bedigungen anging. Der Altiplano ist auch bekannt dafür, dass Reisende sich teilweise oder sogar während einer gesamten Tour unwohl fühlen. 
Als die Tour in einem Geländewagen in Tupiza startete, befand ich mich nur noch knapp unter 3000 Meter Höhe. Dies sollte sich recht schnell ändern. 
Mit an Bord war ein junges französiches Paar, ein recht ruhiger aber sehr kulturinteressierter Mittevierziger aus Oregon (USA) und unser Fahrer und Guide Jenrry (ja, er schreibt sich so). In dem Geländewagen was stets vor uns fuhr, war Elvis (der Bruder von Jenrry) der Fahrer-Guide und hatte als Fahrgäste eine vierköpfige holländische Familie. Die beiden Geschwister Hannah und Leonardo waren bereits erwachsen. Leonardo, der schon seit ein paar Monaten in Buenos Aires lebte, hatte dieselbe unfreiwillige Aufgabe wie ich bei meiner Gruppe erhalten, nämlich alle Erläuterungen und Erzählungen unsere Guides ins englische für den Rest der Gruppe zu übersetzen. Die Agentur hatte nämlich keinem von uns Kunden vorher darüber informiert, dass die Guides nur Spanisch (und nebenbei auch Quechua) sprachen, aber eben kaum Englisch. Im Nachhinein muss ich ehrlich zugeben, dass mir diese Aufgabe echt Spaß machte, auch wenn ich so manche spezifischen Worte im Englischen nicht kannte und oft umschreiben musste. 
Der erste Tag der Tour führte uns bereits auf über 4000 Meter Höhe, wobei das erste Mittagessen der Tour noch bei ca. 3900 Metern eingenommen wurde. Spätestens jetzt realisierte ich, dass ich in den Anden angekommen war. Aus dem Fenster des Jeeps blickend, bestaunte ich die nicht endende und dichte Gebirgskette mit seinen wundervollen Farben. Immer wieder waren auf der Strecke Lamas zu sehen, was Jennry dazu veranlasste mir gleich eine Menge über diese Tiere zu erzählen. "Mehr als die Hälfte, der hier in der Gegend wohnenden Menschen, lebt von der Zucht von Lamas. In der Regel können diese Tiere bis zu 13 Jahre alt werden, aber in der Regel werden sie im Alter zwischen 3 und 4 Jahren geschlachtet um das Fleisch verkaufen zu können. Während ihrer Lebensjahre werden sie in regelmäßigen Abständen teilgehäutet, denn der Verkauf der Wolle bringt ebenfalls Geld ein. Was die Schlachtung angeht, haben Studien mittlerweile erwiesen, dass das Lamafleisch sogar gesünder als Scheine- oder Rindfleisch ist. Vorher war der Verkauf an die höherklassige Bevölkerung eher schwierig, weil diese glaubten, es sei ungesund."
Jenrry erzählte mir auch viel über die bolivianische Kulter allgemein. Ich staunte nicht schlecht, als ich von ihm hörte, dass 95% der erwachsenen bolivianischen Bevölkerung regelmäßig (was täglich bedeuten sollte) Cocablätter kaut. Auch wir konsumierten das eine oder andere Blat während der Tour. "Viele Touristen machen das, denn die Cocapflanze hat eine enorme Heilkraft, vor allem gegen die Höhenkrankheit und viele Reisende sind diese Höhen wie hier einfach nicht gewohnt und stellen sehr schnell fest, dass die zur Verfügung stehende Luft zum atmen hier oben äußerst gering ist."
Unsere Tour führte uns an verschiedene Seen (wobei diese im bolivianischen Sprachgebrauch eher als Lagunen bezeichnet werden), nie vorher gesehene Wüstenlandschaften, zu Ruinen und sogar zu Geysiren. Die Vielfalt inklusive der spektakulären Farben in dieser Gegend war einfach nur wunderschön, anders kann man es wohl nur schwer ausdrücken. Der höchste Punkt auf der Tour befand sich auf einer Höhe von 4900 Metern. 


Die Nächte verbrachten wir in bescheidenen Unterkünften, wobei jeder ein sehr großes Bett und ausreichend Decken und wenn gewünscht sogar ein Schlafsack zur Verfügung hatte. Dies war auch nötig. Tagsüber war es meist schon sehr windig, aber ab Spätnachmittag pfeifte der Wind nur so durch den Altiplano was zu Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt führte. Wäre ich zwei bis drei Monate früher hier gewesen, hätte ich definitiv nicht ausreichend warme Klamotten dabei gehabt. Schlafen war Nachts dennoch nicht ganz so einfach. Die Luft ist für Bewohner aus flachen Gebieten einfach zu ungewohnt dünn. 
Der vierte und letzte Tag der Tour war zugleich das Highlight, einen Vormittag auf dem Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt. Hier sind schon so einige lustige Fotos entstanden. Auch wir hatten viele Ideen, die mit unseren diversen Kameras umgesetzt wurden. 


Donnerstag, 12. November 2015

Quebrada de Humahuaca - mein Weg zur Bolivianischen Grenze

Die wenigen Tage, die ich in Buenos Aires verbracht hatte, erschuetterten mein Reisebudget leider etwas zu sehr. Dies zwang mich dazu, den schnellsten Weg aus dem Land heraus zu finden. Wie gerne haette ich die landschaftlich attraktive Region Patagonien besucht, aber dies haette dazu gefuehrt, dass ich deutlich weniger Geld fuer den Rest meiner Reisezeit uebrig gehabt haette.
Eine ueber 20-stuendige Busfahrt fuehrte mich zunaechst in die nordwestlich gelegene Stadt Salta. Mit ueber einer halben Mil. Einwohnern ist sie die fuenftgroesste in Argentinien. Das Stadtzentrum von Salta hat einige schoene Kolonialbauten und von einem Huegel am Stadtrand aus hat man einen netten Ausblick auf die ganze Stadt. Ansonsten hatte Salta selbst nicht so viel zu bieten wie - soweit ich erst spaeter erfuhr- viele andere Orte des gleichnamigen Staates. Diese waeren aber wieder Richtung Sueden gewesen und meine Weitereise sollte so schnell wie moeglich an die bolivianische Grenze gehen. Daher entschied ich mich fuer das noerdlichste Highlight Argentiniens, die Quebrada de Humahuaca (Schlucht von Humacuaca). Hierbei handelt es sich um die suedlichsten Auslaeufer der Anden. Hier gibt es einige kleine Doerfer und winzige Siedlungen, wo Menschen leben, die zu den aermsten Argentiniens gehoeren. Ich blieb im bekanntesten und gleichnamigen Ort Humahuaca, von wo ich aber leicht und schnell mit dem Bus andere Orte besuchte. Moderner Fortschritt ist fuer viele in dieser Gegend noch fremd. Es war fasts schon unglaubwuerdig fuer mich, dass etwas wie Internet hier schoen verfuegbar ist. Woran man mich hier wirklich erfreuen konnte, war die Landschaft. Weit und breit nur Berge und Felsformationen in verschiedenen Farben. Das bekannteste Gebirgsmassiv namens Hornocal besuchte ich an meinem zweiten Tag, genauer gesagt, den Aussichtspunkt von dem man diese bunte natuerliche Spektakel betrachten und geniessen konnte.



Samstag, 7. November 2015

Buenos Aires - Heimat unseres heiligen Vaters

Auf die Hauptstadt Argentiniens freute ich mich nicht zuletzt deshalb, weil ich während meiner Reisezeit in Brasilien so viele Argentinier kennen gelernt habe, die dort her kamen und mir so viel von ihrer Heimatstadt erzählt haben. Buenos Aires erfreut sich spätestens seit dem Musical-Film "Evita" (mit Madonna als Hauptdarstellerin) internationaler Bekanntheit. 


Viele Persönlichkeiten wurden in dieser Stadt hier geboren. Die zurzeit wohl berühmteste Person ist Jorge Mario Bergoglio, mehr bekannt als Papst Franziskus
Als ich nach einer 16-stündigen Busfahrt in Buenos Aires ankam, wurde mir gleich eines klar, was schon so viele andere vor mir festgestellt haben. Die Stadt ist ohne zweifel schön, ähnelt aber in keinster Weise einer anderen südamerikanischen Großstadt. Sofort fielen mir viele Ähnlichkeiten mit Madrid, Barcelona oder auch kleineren Städten in Spanien auf. 
Leider stellte ich auch sehr schnell fest, was ich bereits in Puerto Igauzu geahnt hatte. Die Preise sind in ganz Argentinien nämlich ebenfalls sehr europäisch orientiert, ganz besonders in Buenos Aires. Wer in den letzten Jahren mal hier war und denkt, so teuer ist es doch dort gar nicht, dem sei gesagt, dass die Preise nochmals gestiegen sind. Argentinien hat eine jährliche Inflation von 30% und steigende Preise lassen sich daher sogar innerhalb von wenigen Monaten schon leicht feststellen. Am schnellsten stellte ich das hohe Preisniveau beim Essen und Trinken fest. Hier fand ich kaum einen großen Unterschied zu Europa fest, sogar kaum zu München. 
Aus dem genannten Grund war es auch nicht einfach, ein günstiges Hostel zu finden. Letztlich wurde ich fündig in San Telmo, einem der bekanntesten Stadtteile von Buenos Aires. Dieser Stadtteil fällt sofort durch seine alten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sowie durch seine Kopfsteinpflastergassen auf. 


Das Stadtzentrum war von meinem Hostel in San Telmo aus recht schnell zu Fuß erreichbar. An der Plaza de Mayo entdeckte ich dann auch sofort die Casa Rosada, den rosafarbenen Präsidentenpalast, von dessen Balkon einst Eva Perón (auch bekannt als Evita) zu ihren Anhängern sprach. Die einstiege First Lady von Argentinien hinterließ nach ihrem Tod im Jahre 1952 im Alter von nur 33 Jahren einen bis heute anhaltenden Mythos. Auch deshalb laufen im zentrumshahen Cementerio de la Recoleta alle erstmal zu ihrem Grab. Und das obwohl der genannte Friedhof im Stadtteil Recoleta an sich schon eine der größten Attraktionen der Stadt ist. Dieser wirkt eher wie eine Miniaturstadt, so pracht- und prunkvoll sind die Gräber von Familien und einzelnen Personen aus Argentiniens Oberschicht. 


Die wahrscheinlich bekannteste Straße im Stadtzentrum ist die Calle Florida. Auf dieser Einkaufsmeile ist das häufigste Wort, was man zu hören bekommt Cambio (Geldwechsel). Wenn man als Tourist Dollar (oder auch Euro) mit ins Land bringt, bekommt man hier die besten Wechselkurse des Landes. Während meines Besuchs lag der Dollarkurs bei ca. 9,50 Argentinischen Pesos. Auf der Calle Florida bekam man dafür mindestens 15. Ich hatte glücklicherweise noch Dollar im Gepäck und wechselte diese mit dem genannten Kurs, was natürlich durch die hohen Preise in der Stadt mir sehr entgegen kam.
Ich traf während meiner Woche in Buenos Aires auch Javier wieder. Ja genau, der Javier, den ich in Jericoacoara in Brasilien kennen gelernt hatte und von dem ich mich am Flughafen in Fortaleza verabschiedet hatte. Mittlerweile hatte er seine Reise in Brasilien beendet und freute sich, dass wir uns nochmal treffen konnten. "Wie gefällt dir meine Stadt? Ich glaube dir gerne, dass dir alles ziemlich teuer erscheint. Allein in den 3 Monaten, die ich in Brasilien verbracht habe, sind die Preise um einiges gestiegen. Dagegen war Brasilien ein echt billiges Land. Aber echt super dich hier zu haben." 

Eines der bekanntesten Stadtviertel in Buenos Aires ist La Boca. Dieses wurde von italienischen Einwanderern aus Genau gegründet, ebenso der dort beheimate Fußballklub Boca Juniors, einem der agentinischen Vereine wo einst Diego Maradona spielte. Unweit des Stadions befindet sich die Touristenattraktion Caminito, eine kleine Fußgängerzone, die vor allem durch seine farbigen Gebäude viele Besucher anzieht. 


Die hohen Preise in Buenos Aires elaubten mir leider nicht allzu viele Späßchen. Ausgiebig feiern war leider nicht drin. Mein Tagesbudget war meist schon durch Übernachtung und Essen ausgereizt. Und das ohne etwas ganz besonderes zu mir genommen zu haben. Dank Javier, der mich einmal in das Haus seiner Mutter einlud, hatte ich aber das Vergnügen ein richtig autentisches Asado (Barbecue) mit leckerem Fleisch und gutem Wein mitzuerleben. 


Ich glaube diese Stadt hat wirklich ihren Reiz, wenn man hier länger bleibt und vielleicht auch nebenbei etwas arbeitet um sich seine Freizeitausgaben zu finanzieren. Wenn man zudem auch ein paar Leute dort kennt, mit denen man Nachts um die Häuser ziehen kann, möchte man sicher nicht so schnell weg. Für mich hieß es jedoch nach einer Woche Abschied nehmen.