Mittwoch, 18. November 2015

El Altiplano Boliviano - einzigartige Landschaften, die man so schnell nicht vergisst

Eine zweistündige Busfahrt hieß es für mich noch zu bewältigen um die Grenze zwischen Argentinien und Bolivien zu erreichen. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich ja schon, dass ich Argentiniens Highlights, nämlich seine Regionen im Süden, nicht besucht hatte, aber preislich gesehen konnte ich es mir einfach nicht erlauben. Umso mehr freute ich mich auf Bolivien. Über dieses Land wusste ich schon so einiges, unter anderem dass es zum reisen das billigste aller Länder Lateinamerikas ist. Ebenfalls wusste ich dass dort Landschaften auf mich warten würden, die ich wahrscheinlich sonst nirgends wo anders zu Gesicht bekommen würde. In der kleinen und recht staubigen Stadt Tubiza (einundhalb Stunden hinter der Grenze) blieb ich nur einundhalb Tage, bevor es mit dem Bestaunen von Naturwundern losgehen sollte. Ich buchte ein 4-Tages-Tour für den südwestlichen Rundkurs auf dem Altiplano. Ich wusste nur teilweise, was mich erwartete. Und eigentlich wollte ich überhaupt keine Erwartungen haben, vor allem was die klimatischen Bedigungen anging. Der Altiplano ist auch bekannt dafür, dass Reisende sich teilweise oder sogar während einer gesamten Tour unwohl fühlen. 
Als die Tour in einem Geländewagen in Tupiza startete, befand ich mich nur noch knapp unter 3000 Meter Höhe. Dies sollte sich recht schnell ändern. 
Mit an Bord war ein junges französiches Paar, ein recht ruhiger aber sehr kulturinteressierter Mittevierziger aus Oregon (USA) und unser Fahrer und Guide Jenrry (ja, er schreibt sich so). In dem Geländewagen was stets vor uns fuhr, war Elvis (der Bruder von Jenrry) der Fahrer-Guide und hatte als Fahrgäste eine vierköpfige holländische Familie. Die beiden Geschwister Hannah und Leonardo waren bereits erwachsen. Leonardo, der schon seit ein paar Monaten in Buenos Aires lebte, hatte dieselbe unfreiwillige Aufgabe wie ich bei meiner Gruppe erhalten, nämlich alle Erläuterungen und Erzählungen unsere Guides ins englische für den Rest der Gruppe zu übersetzen. Die Agentur hatte nämlich keinem von uns Kunden vorher darüber informiert, dass die Guides nur Spanisch (und nebenbei auch Quechua) sprachen, aber eben kaum Englisch. Im Nachhinein muss ich ehrlich zugeben, dass mir diese Aufgabe echt Spaß machte, auch wenn ich so manche spezifischen Worte im Englischen nicht kannte und oft umschreiben musste. 
Der erste Tag der Tour führte uns bereits auf über 4000 Meter Höhe, wobei das erste Mittagessen der Tour noch bei ca. 3900 Metern eingenommen wurde. Spätestens jetzt realisierte ich, dass ich in den Anden angekommen war. Aus dem Fenster des Jeeps blickend, bestaunte ich die nicht endende und dichte Gebirgskette mit seinen wundervollen Farben. Immer wieder waren auf der Strecke Lamas zu sehen, was Jennry dazu veranlasste mir gleich eine Menge über diese Tiere zu erzählen. "Mehr als die Hälfte, der hier in der Gegend wohnenden Menschen, lebt von der Zucht von Lamas. In der Regel können diese Tiere bis zu 13 Jahre alt werden, aber in der Regel werden sie im Alter zwischen 3 und 4 Jahren geschlachtet um das Fleisch verkaufen zu können. Während ihrer Lebensjahre werden sie in regelmäßigen Abständen teilgehäutet, denn der Verkauf der Wolle bringt ebenfalls Geld ein. Was die Schlachtung angeht, haben Studien mittlerweile erwiesen, dass das Lamafleisch sogar gesünder als Scheine- oder Rindfleisch ist. Vorher war der Verkauf an die höherklassige Bevölkerung eher schwierig, weil diese glaubten, es sei ungesund."
Jenrry erzählte mir auch viel über die bolivianische Kulter allgemein. Ich staunte nicht schlecht, als ich von ihm hörte, dass 95% der erwachsenen bolivianischen Bevölkerung regelmäßig (was täglich bedeuten sollte) Cocablätter kaut. Auch wir konsumierten das eine oder andere Blat während der Tour. "Viele Touristen machen das, denn die Cocapflanze hat eine enorme Heilkraft, vor allem gegen die Höhenkrankheit und viele Reisende sind diese Höhen wie hier einfach nicht gewohnt und stellen sehr schnell fest, dass die zur Verfügung stehende Luft zum atmen hier oben äußerst gering ist."
Unsere Tour führte uns an verschiedene Seen (wobei diese im bolivianischen Sprachgebrauch eher als Lagunen bezeichnet werden), nie vorher gesehene Wüstenlandschaften, zu Ruinen und sogar zu Geysiren. Die Vielfalt inklusive der spektakulären Farben in dieser Gegend war einfach nur wunderschön, anders kann man es wohl nur schwer ausdrücken. Der höchste Punkt auf der Tour befand sich auf einer Höhe von 4900 Metern. 


Die Nächte verbrachten wir in bescheidenen Unterkünften, wobei jeder ein sehr großes Bett und ausreichend Decken und wenn gewünscht sogar ein Schlafsack zur Verfügung hatte. Dies war auch nötig. Tagsüber war es meist schon sehr windig, aber ab Spätnachmittag pfeifte der Wind nur so durch den Altiplano was zu Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt führte. Wäre ich zwei bis drei Monate früher hier gewesen, hätte ich definitiv nicht ausreichend warme Klamotten dabei gehabt. Schlafen war Nachts dennoch nicht ganz so einfach. Die Luft ist für Bewohner aus flachen Gebieten einfach zu ungewohnt dünn. 
Der vierte und letzte Tag der Tour war zugleich das Highlight, einen Vormittag auf dem Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt. Hier sind schon so einige lustige Fotos entstanden. Auch wir hatten viele Ideen, die mit unseren diversen Kameras umgesetzt wurden.