Wir erreichten Pochútla um 5:30 Uhr. Unser Ziel war aber der Strand von Zipolite, einer Hippie-Kolonie, ca. 20 km entfernt. Da um diese Uhrzeit keine Colectivos (Bezeichnung in vielen Ländern Lateinamerikas für städtische und regionale Sammeltaxis in Form von Minivans oder manchmal sogar Pickups mit überdachten Sitzbänken auf der Ladefläche) mehr fuhren, nahmen wir uns ein Taxi. Um 6:00 Uhr morgens erreichten wir den Strand und noch immer war es stockfinster. Wir entschlossen uns, zunächst noch zwei Stündchen am Strand weiter zu schlafen und uns anschließend nach einer Unterkunft für die kommende Nacht umzuschauen.
Zipolite, ein etwa 2 km langer Küstenabschnitt an der Pazifikküste des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, heißt übersetzt in der Sprache der Zapotheken "Strand der Toten". Grund ist die durch die Wellen erzeugte unberechenbare Unterströmung. Schwimmen ist daher hier sehr gefährlich und Einheimische berichten sogar von sportlichen Schwimmern, die hier schon ertrunken sind. Ein kleines Bad wollten wir uns trotzdem nicht nehmen lassen. Einer der Rettungsschwimmer pfiff uns allerdings zurück, als wir doch schon recht weit draußen waren. "Schwimmt bitte nicht zu weit raus. Die Brandung ist gerade sehr stark und ich musste diese Woche schon drei Leute raus fischen.", sagte er uns zwar direkt aber dennoch super freundlich. "Wenn ihr schimmen wollt, versucht es lieber parallel zum Strand, da kann nicht viel passieren. Wir bedankten uns für den wichtigen Hinweis und versprachen sehr vorsichtig zu sein. Eduardo, so hieß der Rettungsschwimmer, unterhielt sich noch ein wenig mit uns und erzählte uns noch von der einen oder anderen seiner Heldentaten. "Ihr seid doch gerade angekommen. Ich kann euch etwas Mota (Marijuana) verkaufen, wenn ihr wollt." Ich staunte nicht schlecht. Ein Rettungschwimmer rettet Menschen quasi das Leben und bietet anschließend noch was zum Kiffen an. Wahnsinn! Aber was war an diesem Hippie-Strand wohl schon gewöhnlich? Hier wird jeden Abend gefeiert und das nicht gerade leise. Zudem ist Zipolte auch der einzige Nacktbadestrand Mexikos. Wohlgemerkt ist es aber keine Pficht sich hier auszuziehen, weshalb die Anzahl der FKKler doch recht überschaubar ist.
Die meisten Unterkünfte, die direkt am Stand liegen, sind mit Palmblättern bedeckte Hütten (Cabañas). Camping ist allerdings auch sehr beliebt, zumal Schattenplätze ausreichend vorhanden sind. Da Germán aus Zeitgründen nur eine Nacht bleiben wollte, nahmen wir uns die bevorstehende Nacht eine recht schöne Cabaña mit direktem Blick aufs Meer. Auf dem Balkon befand sich sogar eine Hängematte. Germán bot mir sofort an, in der Hängematte zu schlafen und überließ mir das große Bett. Den Rest des Tages kühlte ich meinen Knöchel mit Eisbeuteln und sonnte mich bei kühlen Getränken unter hitziger Sonne.
Am Tag darauf ging es genauso weiter. Germán verabschiedete sich am späten Nachmittag um in Pochútla noch seinen Nachtbus nach San Cristobál zu bekommen. Ich wohlte unbedingt noch eine Nacht bleiben, aber versprach Germán, ihn über Whatsapp zu kontaktieren, falls ich am Tag darauf nach San Cristobál fahren würde. Um mein Reisebudget nicht zu strapazieren, wechselte ich für die bevorstehende Nacht meine Unterkunft und mietete mir eine Hängematte 20 Meter weiter. Ich sollte nicht viel Schlaf bekommen, da über Nacht eine Rave-Party genau da stattfand, wo meine und andere Hängematten hingen. Aber mich störte es nicht. Ich holte den Schlaf am Tag darauf im Schatten entspannt nach. Ich überlegte noch lange ob ich noch eine Nacht bleiben sollte, so sehr genoss ich die Atmosphäre mit dem Klang der Wellen. Da aber mittlerweile der Strand recht voll geworden war - es war bereits Karfreitag - ,entschloss ich mich für den Nachtbus nach San Cristobál.