Knapp zwei Stunden später erreichte ich San Lucas Tolimán, im Südwesten des Lago Atitlán gelegend. Giallo hatte mir empfohlen mich in San Marcos La Laguna nieder zu lassen, da dies ein sehr schöner, eher kleinerer und ruhiger Ort sei, nicht so überfüllt von den großen Touristenströmen. Leider musste meine Ankunft dort noch etwas auf sich warten. In San Lucas Tolimán lief ich nachdem ich aus dem Bus ausstieg die Straße zum Ufer hinunter. Dort stellte ich fest, dass ab halb zwei am Nachmittag keine Lancha mehr fuhr. Also ging ich zurück in den Ortskern und fand einen Pickup-Shuttle (einer bei der man als Passagier auf der Ladefläche steht), der mich bis nach Santiago Atitlán fahren sollte. Von dort aus konnte ich eine Lancha nach San Pedro La Laguna und dann wiederum eine weitere nach San Marcos La Laguna nehmen.
Knapp sieben Stunden nachdem ich mich am Surfcamp verabschiedet hatte, kam ich bei Anbruch der Dämmerung, etwas kaputt aber voll mit Glücksgefühlen im Bauch über die erlebte Tour, in meinem Hostel in San Marcos an.
Giallo hatte nicht zuviel versprochen. San Marcos war wirklich ein sehr schöner Ort. Gleich hinter der Anlegestelle verlaufen schmale, rein für Fussgänger geeignete Gassen, hinauf zum Ort. Auch im Ortskern selber sind Fahrzeuge eher selten zu sehen und das Leben scheint hier seinen stillen gewohnten Gang wie vor vielen Jahren zu gehen. Viele Besucher von San Marcos schwören darauf, dass der Ort eine heilige Wirkung und Energie hat, weshalb auch viele Unterkünfte Massagen und andere Spa-Anwendungen anbieten. Am Ufer geniesst man einen herrlichen Blick auf den Lago Atitlán und im Hintergrund zwei der drei Volkane, die um den See herum stolz zum Himmel hinauf ragen. Das Wasser vom See fühlte sich so wunderbar frisch an, so dass man am liebsten stundenlang drin schwimmen und baden wollte. An meinem zweiten Tag in San Marcos wagte ich einen Sprung aus ca. acht Meter Höhe von einer Aussichtplatform. Fast unbeschreiblich! Das Eintauchen im Wasser war wie ein Durchstoß in eine grenzenlose Freiheit.
Nach zwei Nächten in San Marcos wechselte ich im wahrsten Sinne des Ortes das Ufer, nach Panajachel. Pana, wie es von Guatemalteken genannt wird, ist der größte Ort am Lago Atitlán und gleichzeitig der touristisch wichtigste. Ich hatte viel über diesen Ort vorher gehört, vor allem er sei laut, chaotisch, zugebaut und viel zu voll mit Touris. Mir gefiel Pana trotzdem. Es bildete den idealen Gegensatz zum esoterischen angehauchten San Marcos. Auf den Straßen war buntes Treiben zu sehen und zu hören. Auf der bekannten Calle Santander werden neben Bars und Reisebüros die größte Auswahl an Artesanías (Handswerkswaren) im ganzen Land angeboten. Das Ufer, bei weitem nicht so schön und ruhig wie in San Marcos, ist fast in kompletten Händen der Gastronomie. Durch die Lage im Osten des Sees, geniesst man hier einen super schönen Blick auf den Sonnenuntergang.