Montag, 27. April 2015

Lago Atitlán - ein See zum Träumen

Angie und Giallo blieben nur eine Nacht im Surfcamp. Es war Sonntag und am Tag drauf rief wieder die Arbeit. Ich dagegen blieb noch eine weitere Nacht um am nächsten Tag eine Abenteuerfahrt zum zweitgrößsten See Guatemalas zu unternehmen, dem Lago Atitlán. Rafa, der Betreiber des Surfcamps hatte mir eine Wegbeschreibung aufgeschrieben und gemalt, die kein Autor von Lonely Planet hätte besser machen können. "Es ist ganz einfach. Du läufst vom Surfcamp die Straße runter Richtung Fluss. Dort steigst du in eine Lancha (Motorboot) und lässt dich rüber ans andere Ufer fahren. Da kannst du ein Tuc Tuc nehmen und dich bis zur Tankstelle fahren lassen von wo aus die Busse losfahren. Steig in ein Bus Richtung Guatemala-City ein und steig in Siquinalá aus. Hier herrscht ein ziemliches Durcheinander auf den Straßen. Dort fragst du am besten wo die Busse Richtung Lago Atitlán losfahren. Diese Busse fahren nur bis San Lucas Tolimán oder Santiago Atitlán. Um in die schöneren Küstenorte des Sees zu gelangen, musst du dort wieder in eine Lancha steigen." Das klang alles so einfach, dass ich vergessen hatte, ihn zu fragen wie lange ungefähr die komplette Tour dauern würde. In der Tat dauerte sie sehr lange. Siquinalá erreichte ich nach etwa zweieinhalb Stunden. Es war bereits Nachmittag und die Sonne knallte nur so auf mich drauf. Schweißgebadet und mein schweren Rucksack tragend erkundigte ich mich nach den Bussen Richtung Lago Atitlán. "Einfach da vorne an der Ecke warten, da wo so viele Leute rumstehen. Da kommen nach und nach mehrere Busse vorbei. Irgendwann auch einer der zum See fährt.", teilten mir ein paar freundliche Herren mitten auf der Straße mit. Ich lief zu dieser besagten Straßenecke. Dort winkte mich ein Schuhputzer zu sich. "Wo möchtest du hin?", fragte er mich. "Zum Lago Atitlán.", beantwortete ich seine Frage. "Der Bus dürfte gleich kommen. Setz dich doch erstmal!", bot er mir freundlich seinen Hocker an, den er normalerweise für seine Arbeit nutzte. "Du siehst etwas erschöpft aus. Es ist heute aber auch verdammt heiss. Komm, ess erstmal eine Mango!" Lächelnd reichte er mir eine Mango woraufhin ich ihn nach dem Preis fragte. Er winkte nur ab und meinte: "Ach quatsch. Das passt schon." Es ist unglaublich wie freundlich und herzlich die Menschen in diesem Land sind. Diesem Schuhputzer war es anzusehen, dass ihm das Leben nicht viel geschenkt hatte. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, einem Reisenden wie mir behilflich zu sein und etwas Gutes zu tun, wohlgemerkt völlig bedingungslos ohne dafür irgendeine Gegenleistung bekommen zu wollen. 
Knapp zwei Stunden später erreichte ich San Lucas Tolimán, im Südwesten des Lago Atitlán gelegend. Giallo hatte mir empfohlen mich in San Marcos La Laguna nieder zu lassen, da dies ein sehr schöner, eher kleinerer und ruhiger Ort sei, nicht so überfüllt von den großen Touristenströmen. Leider musste meine Ankunft dort noch etwas auf sich warten. In San Lucas Tolimán lief ich nachdem ich aus dem Bus ausstieg die Straße zum Ufer hinunter. Dort stellte ich fest, dass ab halb zwei am Nachmittag keine Lancha mehr fuhr. Also ging ich zurück in den Ortskern und fand einen Pickup-Shuttle (einer bei der man als Passagier auf der Ladefläche steht), der mich bis nach Santiago Atitlán fahren sollte. Von dort aus konnte ich eine Lancha nach San Pedro La Laguna und dann wiederum eine weitere nach San Marcos La Laguna nehmen. 
Knapp sieben Stunden nachdem ich mich am Surfcamp verabschiedet hatte, kam ich bei Anbruch der Dämmerung, etwas kaputt aber voll mit Glücksgefühlen im Bauch über die erlebte Tour, in meinem Hostel in San Marcos an. 

Giallo hatte nicht zuviel versprochen. San Marcos war wirklich ein sehr schöner Ort. Gleich hinter der Anlegestelle verlaufen schmale, rein für Fussgänger geeignete Gassen, hinauf zum Ort. Auch im Ortskern selber sind Fahrzeuge eher selten zu sehen und das Leben scheint hier seinen stillen gewohnten Gang wie vor vielen Jahren zu gehen. Viele Besucher von San Marcos schwören darauf, dass der Ort eine heilige Wirkung und Energie hat, weshalb auch viele Unterkünfte Massagen und andere Spa-Anwendungen anbieten. Am Ufer geniesst man einen herrlichen Blick auf den Lago Atitlán und im Hintergrund zwei der drei Volkane, die um den See herum stolz zum Himmel hinauf ragen. Das Wasser vom See fühlte sich so wunderbar frisch an, so dass man am liebsten stundenlang drin schwimmen und baden wollte. An meinem zweiten Tag in San Marcos wagte ich einen Sprung aus ca. acht Meter Höhe von einer Aussichtplatform. Fast unbeschreiblich! Das Eintauchen im Wasser war wie ein Durchstoß in eine grenzenlose Freiheit.


Nach zwei Nächten in San Marcos wechselte ich im wahrsten Sinne des Ortes das Ufer, nach Panajachel. Pana, wie es von Guatemalteken genannt wird, ist der größte Ort am Lago Atitlán und gleichzeitig der touristisch wichtigste. Ich hatte viel über diesen Ort vorher gehört, vor allem er sei laut, chaotisch, zugebaut und viel zu voll mit Touris. Mir gefiel Pana trotzdem. Es bildete den idealen Gegensatz zum esoterischen angehauchten San Marcos. Auf den Straßen war buntes Treiben zu sehen und zu hören. Auf der bekannten Calle Santander werden neben Bars und Reisebüros die größte Auswahl an Artesanías (Handswerkswaren) im ganzen Land angeboten. Das Ufer, bei weitem nicht so schön und ruhig wie in San Marcos, ist fast in kompletten Händen der Gastronomie. Durch die Lage im Osten des Sees, geniesst man hier einen super schönen Blick auf den Sonnenuntergang. 


Nach vier Tagen voller schöner Träume am Lago Atitlán, trat ich die Rückfahrt nach Antigua an. Giallo hatte Geburtstag und Angie hatte eine Überraschungsparty in ihrem Restaurant geplant und bat mich unbedingt auch dabei zu sein. Dies wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Es wurden tatsächlich noch ein paar Tage mehr in Antigua. Grund war, dass es wieder Wochenende war und es wieder Zeit zum feiern war. 

Montag, 20. April 2015

Antigua - ein Wiedersehen mit einem alten Freund

Die Nachtfahrt von Flores nach Ciudad de Guatemala (Guatemala-Stadt) in einem 2.Klasse-Bus hatte ich unbeschadet überstanden. Mein Ziel war allerdings (noch) nicht die Hauptstadt des Landes, sondern das eine Stunde weiter entfernte Antigua. Der freundliche Verkäufer im Reisebüro in Flores hatte mir das Ticket bis nach Antigua verkauft und mir gesagt, dass jemand am Busterminal in Guatemala-Stadt mit einem Namensschild auf mich warten würde um mich mit einem Minivan weiter nach Antigua zu bringen. Dies war leider nicht der Fall. Und leider fuhren von dem besagten Busterminal zwar Busse in alle Richtungen, nur nicht nach Antigua. Einer der anwesenden Busfahrer bot mir an, mich auf seiner Fahrt mitzunehmen und mich an der Zwischenstation, also einem anderen kleineren Busterminal im Stadtzentrum rauszulassen. "Dort fahren zwar eigentlich auch keine Busse nach Antigua ab, aber vielleicht steht ja dort der Minivanfahrer, der dich mitnehmen soll. Falls nicht, kannst du in der Nähe dieses Busterminals in einen der sogenannten Chickenbuses einsteigen, die nach Antigua fahren." Genau dies sollte sich auch bewahrheiten. Ich erreichte Antigua um ca. neun Uhr morgens. Meine Bleibe hier war das Gästezimmer im Haus von Jean-Marc, meinem besten Freund aus meinen ganz jungen Jahren als ich noch in meinem Geburtsland Peru lebte. 
Von einem Café aus informierte ich über Whatsapp Jean-Marc, dass ich angekommen war und kurz darauf holte er mich mit dem Auto ab. Jean-Marc, der mit Spitznamen Giallo genannt wird, ist in Guatemala geboren, lebte aber lange Zeit mit seiner Familie im Ausland, zeitweise auch mal in Deutschland. Vor ein paar Jahren zog es ihn wieder zurück in sein Geburtsland. Das letzte Mal sahen wir uns vor zwei Jahren in München, als er ein paar Tage geschäftlich in der Stadt war. Zur Zeit ist er sehr beschäftigt mit einem Unternehmen, was er sich mit seinem Vater zusammen neu aufbaut. Nach dem Beispiel von Jochen Schweitzer, der im Übrigen ein guter Freund von beiden ist, soll in möglichst naher Zukunft ein großer Dienstleister für Vermarktungen für Erlebnisse jeder Art entstehen - und das in ganz Lateinamerika für Lateinamerikaner. "Wir sind noch in der Anfangsphase, aber wenn wir die nächsten Monate hart arbeiten, dann kann hier wirklich was ganz großes entstehen. Leider ist es nicht ganz so leicht, gutes und professionelles Personal zu finden.", erzählte er mir. Ich nickte nur verständnisvoll und ahnte nicht was noch kommen würde. "Du arbeitest doch seit Jahren in der Touristik und wie du erzählt hast die meiste Zeit als Produkteinkäufer. Könntest du nicht, während du hier bist, einen Vortrag an mich und meine Mitarbeiter aus der Sales-Abteilung halten? Deine Erfahrung und Ratschläge wären für uns echt Gold wert." Auf diese Frage musste ich erstmal schlucken." Ich weiß, du bist eigentlich auf einer langen Reise und arbeiten ist eher nicht dein Ziel, aber du würdest uns einen riesen Gefallen damit tun und ich ich weiß wir können eine Menge von dir lernen." Ich sagte nach kurzer Überlegung zu und bereitete während meines Aufenthalts in Antigua eine Präsentation vor. 


Ansonsten genoss ich Antigua (kompletter Name "La Antigua Guatemala") in vollem Maße. Die koloniale Kleinstadt mit nur knapp 35.000 Einwohnern hat seinen ganz eigenen Flair. Von 1543 bis 1773 war Antigua Hauptadt des spanischen Kolonialgebietes Zentralamerikas. Heute ist sie die Touristenattraktion Guatemalas schlechthin. Vor allen an Wochenenden zieht es zahlreiche Guatemalteken aus anderen Teilen des Landes hierher. Entsprechend ist die Gastronomie hier auf fast jeden Geschmack vorbereitet. Guatemaltekisch, Mexikanisch, Argentinisch, Peruanisch, Französich, Deutsch, Thailändisch ... hier gibt es fast alles. Eines der vielen Restaurants gehört Angie, die Freundin von Giallo. Angie kommt ursprüglich aus Argentinien, hat sich aber vor Jahren in Antigua verliebt und sich somit hier fest gebissen. Ihr Restaurant mit dem Namen "Angie Angie" ist sehr gemütlich und künstlerisch eingerichtet und hat einen schönen Innenhof mit einer Lagerfeuerstelle. Falls einer mal hier her reisen sollte, empfehle ich hier unbedingt mal Abends essen zu gehen. 
Bemerkenswert ist die sichtbare Umgebung von Antigua. Drei Vulkane, wovon einer sogar noch aktiv ist, lassen sich von der Innenstadt aus genüsslich beobachten. Ansonsten empfand ich die Atmosphäre und die Freundlichkeit der Menschen hier besonders einzigartig. Es kam nicht selten vor, dass jemand wildfremdes auf der Straße mich einfach mal mit Handschlag begrüsste und dies völlig bedingunglos tat. Überhaupt hatte ich kaum das Gefühl in einer Touristenstadt zu sein, obwohl es allein durch die vielen Sprachschulen hier eine Menge internationales Publikum gibt. 


An meinem vierten Tag in Antigua machte ich mein Versprechen war und hielt eine Präsentation vor Giallo, seinem Vater und deren Mitarbeitern. Allen hatte es sehr gut gefallen und Giallo bedankte sich anschließend mit einem weiteren Abendessen in Angie's Restaurant. Doch der Abend ging noch lang. Es ging nach dem Abendessen noch nebenan ins "Café No Sé", welches beliebt bei Einheimischen und Besuchern zugleich ist. Hier muss man Seh- und Stehvermögen beweisen. Die einzigen Beleuchtungen sind nämlich Kerzen. Extrem gut gelaunt ging es spät nach Mitternacht irgendwann nach Hause. Ein paar Stunden Schlaf wollten wir uns noch gönnen bevor es am Morgen Richtung Strand gehen sollte. Irgendwie ist es doch immer so während des Reisens. Wenn man am nächsten Tag ausschlafen kann, geht man früh ins Bett. Jedoch, wenn man für den nächsten Tag einen Ausflug oder eine Weiterfahrt mit frühem Start geplant hat, dann hat man zufälligerweise am Vorabend irgend einen Grund gefunden zu feiern. 
Noch etwas verschlafen, stiegen Angie, Giallo und ich ins Auto ein und holten noch Bob ab. Bob kommt aus den USA und besucht gerade seine Schwester, die ebenfalls vor Jahren Antigua zu ihrem Lieblingsort erklärt hat und geblieben ist. Unser Ziel war Sipacate an der Pazifikküste, dem Surferparadies Guatemalas. Giallo kommt mindestens die Hälfte aller Wochenenden im Jahr hierher um seiner Leidenschaft, dem Surfen, nachzugehen. Fast immer bleibt er im "Surfcamp El Paredon", einem kleinen rustikalen Paradies direkt am Strand. Die Bedingungen zum Surfen waren jedoch etwas unoptimal dieses Wochenende, so dass Giallo weder surfte, es noch für mich sinnvoll gewesen wäre eine Surfstunde zu nehmen. Also taten wir das, was man im Surfcamp am besten tun kann, sich bedingungslos entspannen. Noch nicht mal WLan gab es hier, einfach nur herrlich!



Montag, 13. April 2015

Flores (Tikal) - Adios Mexico, Hola Guatemala

Auf einem Boot auf dem Río Usumacinta verließ ich am frühen Morgen Mexiko um mich nach kurzer Fahrt in Guatemala einzufinden. Bis zur Einreisestelle waren es noch ein paar Kilometer auf einer Schotterstraße quer durch den Urwald der Selva Lacandona. "Endlich mal Abenteurfeeling", dachte ich als die Fahrt losging. Der Kleinbus hatte schon seine besten Tage hinter sich und die Klimaanlage ging auch nicht mehr. Blieb also nur noch die Möglichkeit die Fenster zu öffnen. Allerdings hatte dies den Nachteil, dass einem der rote Sandstaub ins Gesicht flog. Als letzte Instanz blieb mir nur noch die Option, mir die Sonnenbrille aufzuziehen um mir die Sicht auf den umliegenden Urwald nicht nehmen zu lassen. Vorbei war es also erstmal mit den vollklimatisierten Reisebussen von Mexiko. Die Fahrt war sowohl augrund der Straßenverhältnisse als auch kommunikativ sehr unterhaltsam. Ich lernte Alexander kennen, einen ca. 40 jährigen Honduraner. "Diese Strecke wird wohl niemals asphaltiert. Es knapp um das Jahr 2000 ein Millenium-Projekt, worin von den USA zugesichert wurde, dass alle Straßen entlang der Panamericana asphaltiert werden sollten. Natürlich im eigenen Interesse. Hier wie fast überall gibt es sehr viele Ölrafinerien. Aber diese Straße vom mexikanischen Grenzfluss ausgehend wurde bis heute nicht ausgebaut, weil ein korrupter Politiker die Subventionsgelder eingesackt hat und sich aus dem Staub gemacht hat. Ich fahr diese Strecke ca. 30 bis 40 Mal im Jahr und habe mich daran gewöhnt, dass es holprig und staubig zugeht.", erzählte mir Alexander sehr ausführlich. "Was machst du beruflich, dass du diese Strecke so oft fahren musst?", fragte ich neugierig. "Ich bin Illegalenhelfer. Es gibt in meinem Land viele, die nach einer neuen Chance woanders suchen. Am liebsten wollen sie natürlich in die USA, aber für viele reicht es schon, wenigstens nach Mexiko zu kommen." Jetzt wurde ich erst recht neugierig und fragte wie seine Hilfe denn genau aussehe. "Nun ja, die Grenzbeamten in Honduras und Guatemala kennen mich schon lange. Deshalb lassen sie sich von mir schmieren. In Mexiko an der Grenze zu den USA übergebe ich die Illegalen dann einen Kontaktmann, der ebenfalls versucht die Korruptheit von Grenzbeamten zu nutzen." Alexander erzählte mir noch so vieles andere über das ich teilweise schmunzeln und lachen musste. 
Nach Erhalt des Einreisestempels ging die holprige Fahrt weiter, bis ich am Nachmittag Flores, eine kleine Insel auf dem Lago Petén Itza, erreichteFlores, wird von einer Dammbrücke vom Festland und der Stadt Santa Elena getrennt. Während es dort ziemlich laut zugehen kann, ist es auf Flores angenehm ruhig.
Die Unterkunft war besonders günstig und hatte vor allem eins, nämlich einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang und auf den blitzsauberen See, in den man 15 Meter weiter jederzeit reinspringen konnte. 


Am zweiten Tag besuchte ich Tikal, einer der bekanntesten aller Maya-Ruinen. Im Vergleich zu Palenque ist Tikal viel größer und die meisten der Tempel um einiges höher. Der Wald drum herum ist so dicht bewachsen, dass man einige Tempel erst beim Näherkommen entdeckt. Viele haben sich hier auch schon verlaufen, da die Wege zwischen den Tempeln sehr einander ähneln und die Ausschilderungen etwas widersprüchlich sein können. Die beste Aussicht bietete die Ausssichtsplatform von Tempel IV, dem höchsten Bauwerk mit 64 m. Von hier aus sieht man weit und breit nur den endlos schönen Urwald und zwischendrin ein paar Tempel, die ebenfalls wie Tempel IV über die Bäume hinausragen. Im Hintergrund hört man Vögel, Affen und andere unvergessliche Geräusche des Urwalds. 






Freitag, 10. April 2015

Palenque - Die harmonische Macht der Mayas

Ich verließ San Cristóbal mit einer kleinen Träne im Auge. Diese kleine Stadt hatte mit mir das gemacht, was sie schon zuvor mit so vielen getan hatte, nämlich mir das Gefühl zu geben, sich zu Hause und nicht auf der Durchreise zu fühlen. Doch es musste weiter gehen. Schließlich stand mein erster Grenzübergang kurz bevor. Aber noch war es nicht soweit. Als letztes Highlight hatte ich noch eines der größten Nationalheiligtümer Mexikos vor mir, die Maya-Ruinen von Palenque
Ich erreichte Palenque-Stadt - der Ort 8 km von den Ruinen entfernt - am späten Nachmittag und konnte sofort zwei Aussagen bestätigen, die mir zuvor von anderen erzählt worden waren: 1. Es ist verdammt heiss. Du merkst sofort, dass du nicht mehr in San Cristóbal und dem Hochland von Chiapas bist, sondern im Urwald. Sofort begrüßt dich eine Horde des größten Einwohneranteils Palenques, die Mosquitos. 2. Der Ort selber gibt nicht viel her und ist eher langweilig und öde. Es ist einfach nur der Ausgangspunkt für einen Besuch der Ruinen. Viele Touristen bleiben gar nicht erst hier, sondern besuchen die Ruinen im Zusammenhang mit einer Tour aus San Cristóbal oder anderen Tourizentren in Chiapas oder während einer Maya-Rundreise in Mittelamerika. Vielleicht ist es aber auch gut so. Wäre der Ort voll von Hotels, Hostels, Bars, Clubs etc., die Ruinen und der umliegende endlos erscheinende Urwald würden sich nur schwer in so einem nachhaltigen Zustand erhalten lassen. Trotz der Unattraktivität blieb ich dennoch zwei Nächte im Ort. Unbedingt wollte ich mir die Ruinen während eines ganzen Tages anschauen und zwar ohne ein zeitliches Limit zu haben.
Beim Betretten der Ruinenstadt erhielt ich sofort den Eindruck eines Ortes der Harmonie, so elegant und geordnet stehen die einzelnen Tempel zueinander. Es erschien mir so real und unumstritten, dass es gerade mal ca. 1400 Jahre her ist, dass die Mayas hier eine Metropole und Dynastie sich erschufen und stets weiter entwickelten. 


Es gibt eigentlich nicht viel mehr zu sagen, außer dass dieser Beweis für eine der hochentwickeltsten Kulturen der Vergangenheit eines der Plätze ist, die man in seinem Leben gesehen haben sollte. Eine für mich sehr interessante Entdeckung machte ich am Ende meines 6-stündigen Aufenthalts bei den Ruinen, nämlich im zur Anlage gehörenden Museum. Einer der Infotafeln beschrieb die Bedeutung der Familienzugehörigkeit bei den Mayas sehr gut. Diese war so sehr positiv ausgeprägt, dass man Knochen besonders geliebter Vorfahren unter dem Boden begrub, wo man sein neues zu Hause erbaute. Somit ehrte man nicht nur seine Vorfahren für die Nachwelt, sondern stellte abergläubisch sicher, dass die Familie für die Zukunft beschützt leben würde. Logischerweise, oder zumindest sehe ich das so, ist der Familienzusammenhalt in vielen Ländern Lateinamerikas gerade deshalb heute noch so elementär. 

Mittwoch, 8. April 2015

San Cristóbal de las Casas - ein magischer Ort

Mit der Nachtfahrt aus Pochútla verließ ich somit auch den Bundesstaat Oaxaca und es begrüßte mich Chiapas, der südlichste Bundesstaat Mexikos. Eines der beliebtesten Ziele hier ist die bezaubernde Kleinstadt San Cristóbal de las Casas (oder einfach San Cristóbal genannt). Diese Stadt erhielt vom mexikanischen Tourismusamt 2003 die Auszeichnung "Pueblo Mágico" (magischer Ort). Und keine Frage, diese Auszeichnung hat San Cristóbal voll und ganz verdient. Es ist eines dieser Orte, wo man sich vom ersten Moment an eingeladen fühlt zu bleiben. Wie auch in Oaxaca dominieren hier die Farben der Kolonialhäuser im Stadtzentrum. Die Pflastersteingassen tun ihr Übriges um sich sofort in die Zeit vor etwa 500 Jahren zurück versetzt zu fühlen. 
Ich erreichte den Busbahnhof um Punkt 10:00 Uhr und marschierte mit meinem Rucksack gleich los. Laut der Karte im Lonely Planet konnte es bis zu meinem Hostel, was ich mir vorab rausgesucht hatte, nicht allzu weit sein. War es auch nicht. Man muss lediglich beachten, dass die Bügersteige hier recht schmal sind und somit das Überholen von langsamer laufenden Menschen sowie das Ausweichen von solchen, die einem entgegen kommen, manchmal einem Seiltanz gleicht. Im Hostel angekommen, begrüßte mich beim Einchecken Andrés, ein sympathischer Argentinier. Während er mir mein Zimmer zeigte, fragt ich ihn wie lange er denn schon in Mexiko sei. Mir fiel nämlich sofort auf, dass sein Akzent gar nicht mal typisch argentinisch klang. "Ich reise schon einen Monat durch Mexiko. Erst gestern hat mir meine Mutter am Telefon mal wieder gesagt, dass ich so komisch klingen würde. Kommt eben daher, dass ich hier fast nur mit Mexikanern oder Touristen zusammen komme, die eher Hochspanisch sprechen.", erzählte er mir. Ähnlich wie ich befindet sich Andrés auf einer Reise durch Lateinamerika. Um seine Reisekasse etwas aufzupäppeln, bietet er hin und wieder seine Arbeit in Hostels an um als Gegenleistung kostenlose Unterkunft zu bekommen. Nebenbei bastelt er jeden Tag kleine Geldbörsen aus gebrauchten Tetrapacks und verkauft diese günstig an Hostelgäste. 
Als ich mich nach dem Duschen in das WLAN einloggte, sah ich sofort eine Whatapp-Nachricht von Germán, die er allerdings um 4:30 Uhr, also mitten in der Nacht geschickt hatte. Er meinte, dass er mit Beks, einer Engländerin und Raphael, einem Schweizer, noch lange feiern gewesen war und sie ungefähr dann aufstehen wollten, wenn ich angekommen sei. Ich bestätigte ihm sofort meine Ankunft und wir verabredeten uns für wenig später vor deren Hostel. 
Auf dem Weg zu einem Lokal, wo wir zu Mittag essen wollten, entdeckte ich sofort, warum die vergangene Nacht für die drei so ausgiebig lang ausfiel. Unübersehbar wird in San Cristóbal gerne gefeiert und da außerdem Osterwochenende war, gingen die Feiern bis in die Morgenstunden. 


Die kommende Nacht sollte ähnlich lange gehen. Und das obwohl Beks, Raphael und Germán für den nächsten Morgen um 5:00 Uhr eine Tour nach Palenque gebucht hatten. Hinzu kam, dass übernacht auf Sommerzeit umgestellt wurde. Beks hatte sich daher nach dem Abendessen früh schlafen gelegt, während die beiden Jungs sich entschlossen, gar nicht erst schlafen zu gehen. Um 4:30 Uhr (lt. neuer Sommerzeit) verabschiedete ich mich wieder einmal von Germán. Er hatte, genauso wie Beks und Raphael die Tour ohne Rückfahrt gebucht, da es für sie anschließend weiter gehen sollte. "Mach's gut Amigo! Pass auf dich auf und schick zwischendurch mal Bilder von deiner noch so langen coolen Reise". Mit diesen Worten drückten wir uns ein letztes Mal. 

Die darauf folgenden Tage in San Cristóbal entspannte ich mich so sehr, dass ich gar nicht merkte, dass meine Armbanduhr stehen geblieben war. Ich fand's super. Schließlich war diese Reise auch dazu gedacht, Abstand vom verplanten und zeitlich limitierten Alltag zu nehmen. 
Von Cristóbal aus kann man so viel besichtigen. Und was mir am meisten gefiel, man ist nicht auf organisierte Touren angewiesen. Gleich neben dem Busbahnhof ist eine Sammelstelle für Colectivos, die in alle mögliche Richtungen einen hinbringen können. Von hier aus fuhr ich am dritten Tag während meines Aufenthalts in San Cristóbal zu den Tropfsteinhöhlen von Rancho Nuevo, nur 10 Fahrminuten von der Stadt entfernt. 
Deutlich länger war die Fahrt am nächsten Tag. Das Ziel war der Nationalpark Cascadas El Chiflón, dem größten Wasserfall von Chiapas mit einer Gesamthöhe von 240 Metern. Die erste Fahrt dauerte gute zwei Stunden und dann musste ich umsteigen in einen weiteren Colectivo, der noch ca. eine weitere Stunde fahren sollte. Aber sowohl diese lange Fahrt als auch die anschließende Wanderung die Steintreppen hinauf seitlich zum Wasserfall waren alle Bemühungen wert. Die Sicht auf die strahlend fallenden Wassermassen und die türkisgefärbten Becken waren unglaublich. Ich wusste, dass ich während meiner Reise noch viele Wasserfälle zu sehen bekommen sollte und auch noch größere. Dennoch fühlte ich mich beim Anblick dieses Naturwunders überglücklich. Meine innere Stimme sagte mir einmal mehr, dass die Entscheidung diese lange Reise zu machen, so wichtig und richtig gewesen war. Ich verweilte noch lange auf der obersten Aussichtsterasse bis ich schließlich den Rückweg antrat. 


Sonntag, 5. April 2015

Zipolite - "Strand der Toten"

Der Abschied aus Oaxaca-Stadt fiel Germán und mir recht schwer. Zudem mussten wir uns von Myriam verabschieden, da sie drei Tage später ihren Rückflug nach London hatte. Für sie war es nur eine kurze dreiwöchige Reise in Guatemala und Mexiko. Auch Germán blieb nicht mehr all zu viel Zeit. Seine ebenfalls dreiwöchige Reise durch Mexiko hatte schon fast Halbzeit und laut seiner Planung hatte er sich noch einiges vorgenommen. Erinnert mich sehr an meine bisherigen Reisen, wenn der Zeitdruck mir keine Ruhe ließ, obwohl ich doch noch so viel sehen wollte. Dennoch überredete ich Germán mit mir an die Pazifikküste zu fahren um am Strand zu chillen. Unsere erste Herausforderung war der Kauf der Busfahrkarten. Der Marktführer Grupo ADO, zu dem mehrere Busunternehmen in Mexiko gehören, hatte bereits Ausverkauf. Es waren nur noch drei Tage bis Karfreitag und viele Mexikaner zieht es über die Feiertage an die Küste. Wir ergaterten noch zwei Tickets für die 9-stündige Nachtfahrt nach Pochútla über ein eher weniger komfortables, aber doch sehr preiswertes Busunternehmen. Uns war es egal. Da wir tagsüber Monte Alban besucht hatten und uns noch ein paar Abschieds-Mezcal mit Myriam gegönnt hatten, waren wir sehr müde. Germán schlief sogar die ganze Fahrt durch, während ich bei einer der Pinkelpausen mir den Knöchel verstauchte als ich aus dem Bus austretten wollte. Zu meiner Bewunderung waren sofort zwei Einheimische an Ort und Stelle und halfen mir auf. Den Schmerz spürte ich zunächst gar nicht, da ich anschließend auf meinem Sitz gleich weiter schlief. 
Wir erreichten Pochútla um 5:30 Uhr. Unser Ziel war aber der Strand von Zipolite, einer Hippie-Kolonie, ca. 20 km entfernt. Da um diese Uhrzeit keine Colectivos (Bezeichnung in vielen Ländern Lateinamerikas für städtische und regionale Sammeltaxis in Form von Minivans oder manchmal sogar Pickups mit überdachten Sitzbänken auf der Ladefläche) mehr fuhren, nahmen wir uns ein Taxi. Um 6:00 Uhr morgens erreichten wir den Strand und noch immer war es stockfinster. Wir entschlossen uns, zunächst noch zwei Stündchen am Strand weiter zu schlafen und uns anschließend nach einer Unterkunft für die kommende Nacht umzuschauen. 



Zipolite, ein etwa 2 km langer Küstenabschnitt an der Pazifikküste des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, heißt übersetzt in der Sprache der Zapotheken "Strand der Toten". Grund ist die durch die Wellen erzeugte unberechenbare Unterströmung. Schwimmen ist daher hier sehr gefährlich und Einheimische berichten sogar von sportlichen Schwimmern, die hier schon ertrunken sind. Ein kleines Bad wollten wir uns trotzdem nicht nehmen lassen. Einer der Rettungsschwimmer pfiff uns allerdings zurück, als wir doch schon recht weit draußen waren. "Schwimmt bitte nicht zu weit raus. Die Brandung ist gerade sehr stark und ich musste diese Woche schon drei Leute raus fischen.", sagte er uns zwar direkt aber dennoch super freundlich. "Wenn ihr schimmen wollt, versucht es lieber parallel zum Strand, da kann nicht viel passieren. Wir bedankten uns für den wichtigen Hinweis und versprachen sehr vorsichtig zu sein. Eduardo, so hieß der Rettungsschwimmer, unterhielt sich noch ein wenig mit uns und erzählte uns noch von der einen oder anderen seiner Heldentaten. "Ihr seid doch gerade angekommen. Ich kann euch etwas Mota (Marijuana) verkaufen, wenn ihr wollt." Ich staunte nicht schlecht. Ein Rettungschwimmer rettet Menschen quasi das Leben und bietet anschließend noch was zum Kiffen an. Wahnsinn! Aber was war an diesem Hippie-Strand wohl schon gewöhnlich? Hier wird jeden Abend gefeiert und das nicht gerade leise. Zudem ist Zipolte auch der einzige Nacktbadestrand Mexikos. Wohlgemerkt ist es aber keine Pficht sich hier auszuziehen, weshalb die Anzahl der FKKler doch recht überschaubar ist. 
Die meisten Unterkünfte, die direkt am Stand liegen, sind mit Palmblättern bedeckte Hütten (Cabañas). Camping ist allerdings auch sehr beliebt, zumal Schattenplätze ausreichend vorhanden sind. Da Germán aus Zeitgründen nur eine Nacht bleiben wollte, nahmen wir uns die bevorstehende Nacht eine recht schöne Cabaña mit direktem Blick aufs Meer. Auf dem Balkon befand sich sogar eine Hängematte. Germán bot mir sofort an, in der Hängematte zu schlafen und überließ mir das große Bett. Den Rest des Tages kühlte ich meinen Knöchel mit Eisbeuteln und sonnte mich bei kühlen Getränken unter hitziger Sonne. 

Am Tag darauf ging es genauso weiter. Germán verabschiedete sich am späten Nachmittag um in Pochútla noch seinen Nachtbus nach San Cristobál zu bekommen. Ich wohlte unbedingt noch eine Nacht bleiben, aber versprach Germán, ihn über Whatsapp zu kontaktieren, falls ich am Tag darauf nach San Cristobál fahren würde. Um mein Reisebudget nicht zu strapazieren, wechselte ich für die bevorstehende Nacht meine Unterkunft und mietete mir eine Hängematte 20 Meter weiter. Ich sollte nicht viel Schlaf bekommen, da über Nacht eine Rave-Party genau da stattfand, wo meine und andere Hängematten hingen. Aber mich störte es nicht. Ich holte den Schlaf am Tag darauf im Schatten entspannt nach. Ich überlegte noch lange ob ich noch eine Nacht bleiben sollte, so sehr genoss ich die Atmosphäre mit dem Klang der Wellen. Da aber mittlerweile der Strand recht voll geworden war - es war bereits Karfreitag - ,entschloss ich mich für den Nachtbus nach San Cristobál. 

Donnerstag, 2. April 2015

Oaxaca - einer der mexikanischsten Orte Mexikos

In einem Tal der Sierra Madre del Sur und dennoch auf ca. 1500 m liegt sie, die Stadt Oaxaca de Juarez. Viele Reisende, die durch Mexiko reisen, sprechen tatsächlich von dem wohl mexikanischsten Ort Mexikos. Diesen Ruf verdankt Oaxaca, Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats, seiner unlimitierten und unaufhaltsamen Lebendigkeit. Nicht umsonst diese Stadt seit 1987 UNESCO Weltkulturerbe.Sogar außerhalb des Stadtkerns, wie z.B. bei meiner Ankunft am Busbahnhof nach einer 6-stündigen Fahrt aus Mexiko-City, fiel es mir schwer den Blick von diesen bunt bemalten Häusern zu lassen, alle wohlgemerkt in überschaubarer Größe, denn außer Kirchtürmen, sind Gebäude über 4 m Höhe hier eher fremd. Und das obwohl hier immerhin über 250.000 Menschen leben. Im Stadtkern fühlte ich mich durch die vielen zahlreichen Straßenstände rings um den Hauptplatz und der Markthalle sofort eingeladen. Jede Menge landestypische Köstlichkeiten sowie Handwerkswaren werden einem geboten, während man die Musik vieler Straßenmusikanten nicht überhören kann. Auch ich vermutete wie so viele Neuankömmlinge vor mir, dass momentan ein besonderes Fest hier sei. "Das ist hier jeden Tag so.", bekam ich sowohl von Einheimischen als auch von mexikanischen Reisenden erzählt. Viele von ihnen kommen nämlich immer wieder her, um diese Atmosphäre nochmals zu erleben. 
Ich quartierte mich in einem Hostel, nur 100 m vom Hauptplatz entfernt ein, positionierte meinen Rucksack unterm Bett und machte mich sofort auf den Weg um in das Geschehen einzutauchen. Ich bestellte an einem der Essensstände eine Tlayuda, eine knusprige überdimensional große Tortilla, belegt mit nur frischen Zutaten. Ach, wie lecker! 


Danach war mein Magen aber auch voll bis obenhin, genau richtig um im gemütlichen Spaziergang weiter durch die Gassen des historischen Stadtkerns zu laufen. An einer Straßenecke fand ich einen Stand, bei dem ich auf den ersten Blick an verschiedene Chilisorten dachte. Tatsächlich handelte es sich um irgendwelche mir unbekannte, knusprig gegrillte Insekten, in unterschiedlicher Weise gewürzt. Kostenlos probieren konnte man hier wie an so vielen anderen Ständen, also ließ ich mir eine kleine Handvoll geben und testete diese Spezialität ohne zu zögern. Unglaublich, aber auch das schmeckte wirklich gut. 



Von Oaxaca aus hat man ein paar nahegelegene sehenswerte Ausflugsmöglichkeiten.
Die erste Tour machte ich zwei Tage nach meiner Ankunft, zusammen mit Germán, einem Spanier, den ich am Abend zuvor in meinem Hostel kennen gelernt hatte. Unsere Ziele waren die versteinerten Wasserfälle von Hierve el Agua sowie den Ruinen von Mitla. Losgehen sollte es um 10:00 Uhr, doch es wurde 11:15 Uhr als ein bestelltes Taxi nach uns fragte, der Fahrer aber scheinbar gar nicht zu wissen schien wo es hingehen sollte. Nach einem aufklärenden Telefonat zwischen dem Rezeptionist vom Hostel, der uns die Tour verkauft hatte und dem Touranbieter konnte dem Taxifahrer sein Auftrag erklärt werden. Er brachte uns auf sehr schnellem Weg an einen Punkt, wo der Tourbus auf uns wartete. "Es tut mir sehr leid. Irgendwas ist schief gelaufen und man hat euch wohl vergessen.", sagte uns Lion, der Tourguide, als wir den Bus erreicht hatten. Er versprach uns aber eine Entschädigung. Es stellte sich im Laufe der Tour heraus, dass Lion einen Hang zum Comidian hatte. "Hier macht man nichts außer Kinder.", kommentierte er die Ankunft am kleinen Bergort nahe der versteinerten Wasserfälle. An der eigentlichen Attraktion angekommen, zogen wir uns wie die meisten der Tourteilnehmer bis auf die Badehose aus. Am Gipfel befanden sich zwei Naturbecken, bei einem der beiden ging es neben dem Beckenrand steil runter. Niemals zuvor hatte ich während dem Baden eine so herrliche Aussicht, so sehr genoß ich die Aussicht auf die umliegenden Gebirgszüge.


Schon zu Beginn der Tour lernten Germán und ich Myriam kennen, eine sehr nette allein reisende Argentinieren, die seit mehreren Jahren in England wohnt. Mit ihr bestaunten wir später am Tag die kleinen Ruinen von Mitla, bevor es anschließend zu einer Mezcal Probe ging. Die hatte es in sich. Es müssen so um die 10 verschiedenen Sorten gewesen sein. Bei dieser aus 40% Alkohol bestehenden Spirituose aus dem Fruchtfleisch der Agave handelt es sich um den Ursprung des weltbekannten Tequilas. Lion machte hier sein Versprechen wahr und schenkte Germán und mir nach Beendigung der Probe, bei der er sich als wahrer Entertainer zeigte, eine Flasche einer besonderen Sorte Mezcal. Diese tranken wir brüderlich mit anderen Tourteilnehmern im Bus.


Für den Folgetag verabredeten Germán und ich uns mit Myriam zum Frühstück um anschließend gemeinsam mit einem der regionalen Busse zu den Ruinen von Monte Albán zu gelangen. Diese aus mehreren Pyramiden bestehende prehistorische Stadt war zwischen 300 v. Chr. und 900 n. Chr. Hauptstadt und religiöses Zentrum der Zapotheken, das Urvolk von Oaxaca. Wir genossen die Spaziergänge unter hitzinger Sonne und vor allem die Ausblicke auf der Spitze der Pyramiden.