Mittwoch, 3. Juni 2015

Granada - die Schöne am Nicaraguasee

Der Aufenthalt in Las Peñitas hatte mich optimal auf das vorbereitet, was auf mich in Granada wartete. Damit meine ich vor allem die Hitze. Selten zuvor während meiner bisherigen Reise hatte ich so oft das Gefühl, Schattenplätze aufs Extremste auskosten zu müssen. Andernfalls erfreute ich mich zutiefst an der Schönheit dieser Kolonialstadt, über die oft gesagt wird, sie sei neben Antigua in Guatemala die schönste Kolonialstadt Zentralamerikas. 
Zunächst aber musste ich mit dem Chickenbus zurück nach León. Auf der Fahrt lernte ich Leni und Claudia, zwei sehr attraktive und super sympathische Bayerinnen, kennen. Zusammen hatten sie nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Australien anschließend mit ihrer eigentlichen Weltreise begonnen. Nach Thailand, Malaysia, Singapur, den Fidschi-Inseln und den USA war jetzt eben Zentralamerika an der Reihe. Nach dem Austieg an der Endhaltestelle des Buses nahmen wir uns noch gemeinsam ein Taxi, verabschiedeten uns allerdings kurz danach. Für die beiden ging es noch in den Norden von Nicaragua während ich mich in den Bus zur Hauptstadt Managua setze um anschließend nach Granada zu gelangen. 
In Granada angekommen suchte ich erstmal schweißtropfend mein Hostel, was ich mir übers Internet am Vorabend rausgesucht hatte. Ich kann nicht sagen wie lange dies dauerte, aber meinem schweißnassen T-Shirt nach zu urteilen, muss es lange gewesen sein. An einem der Straßenstände gegenüber der Kathedrale, der Iglesia San Fransisco, dem Wahrzeichen Granadas, trank ich erstmal einen Liter Wasser und fragte wiederholt wie ich zu meinem Hostel kommen könnte. Dann endlich bekam ich die richtige Auskunft und diese war auch noch positiv. "Einfach rechts neben der Kathedrale die Straße rein und ein Block weiter auf der linken Seite", so selbtverständlich klangen die Worte des Standverkäufers. Noch mehr als über den noch kurzen zu bewältigen Weg, freute ich mich kurz darauf hechelnd auf die freie Dusche im Hostel. Anschließend ging ich dann wieder zur Kathedrale. Der Blick vom Kirchtum aus war herrlich, aber als ich wenige Minuten später auf dem Kirchturm der weiter stadtauswärts gelegenen Iglesia de la Merced stand, bot sich eine atemberaubende Aussicht auf die braunen Ziegeldächer von Granada, der Kathedrale und weiter hinter sah man sogar den Nicaraguasee, dem größten See in Zentralamerika. 


Für den zweiten Tag in Granada nahm ich mir vor mal wieder etwas aktiver zu werden und buchte zwei Touren. Zunächst verschaffte ich mir einen ordentlich Stoß Adrenalin bei einer Canopy-Tour. Die Anlage war ca. 3 km von der Innenstadt von Granada entfernt.
Die ersten beiden Seilstrecken waren erstmal zur Eingewöhnung. An der dritten Platform sicherte mich José, der Guide der Canopy-Anlage für die nächste Seilstrecke mit den Worten "Und jetzt wirst du Superman." Er schob mich nach vorne, sicherte sich selbst hinter mich und hielt anschließend meine Beine fest. "Und jetzt streck die Arme aus und flieg!" Mit diesen letzten Worten von José bei denen mir fast das Herz in die Hose rutschte, sausten wir die nächste Seilstrecke vorbei an den Urwaldbäumen bis wir ein paar Sekunden später die nächste Platform erreichten. In den insgesamt ein und halb Stunden, bei denen mir José noch weitere Flugfiguren beibrachte, hatte ich extrem viel Spaß. 


Die zweite Tour des Tages ging zu Las Isletas. Eine dreistündige Bootstour zu den kleinen vorgelagerten Inseln von Granada auf dem Nicaraguasee. Interessant fand ich die Erzählungen von Juan, dem Guide der mich und noch ein paar andere Traveller auf dieser Tour begleitete. "All diese Inseln sind vor vielen vielen Jahren enstanden als der Mombacho (Vulkan bei Granada) ausbrach. Insgesamt handelt es sich um über 400 Inseln, von den einige im Besitz von reichen Gringos sind." 


Am Tag drauf entspannte ich zunächst im Hostel und dachte schon über mein nächstes Ziel, der Isla Ometepe, nach. Ich kontaktierte über Facebook Eugene, den Neuseeländer, mit dem ich ein paar Tage zuvor die Volcano-Boading-Tour von León aus gemachte hatte. Als ich in fragte wo er denn gerade sei, teilte er mir zu meiner Freude mit, dass er gerade nach Granada zurück gekehrt sei, nachdem er ein paar schöne Tage auf der Isla Ometepe verbracht hatte. Als wir abends zusammen die Calle Calzada,  Granadas Touri-Meile, entlang schlenderten, traute ich auf einmal meinen Augen nicht. Ich erblickte, an einer Smoothie-Bar sitzend, Leni und Claudia. Ich freute mich sehr, dass wir uns wieder getroffen hatten und sie taten es ebenso. Kurz nachdem ich sie Eugene vorgestellt hatte, gingen wir alle gemeinsam zu einer der Bars auf der Calle Calzada. Bei einem kühlen Getränk unterhielten wir uns über Gott und die Welt, vor allen Dingen aber über das was das Reisen mit uns machst. 
Eugene fuhr am nächsten Tag nach Managua zum Flughafen um von dort aus auf die Corn Islands, dem Strandparadies auf der Karibikseite Nicaraguas, zu fliegen. Ich hatte kurzweise sogar noch drüber nachgedacht ihn zu begleiten, doch schlussendlich entschloss ich mich dagegen. Ich hatte mich bereits für ein anderes Paradies entschlossen, mit dem ich mich bald auch aus Zentralamerika verabschieden werde. Doch bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.