Dienstag, 15. Dezember 2015

Ein paar Irrwege durch mein Geburtsland Peru

Was macht man in Peru, wenn man die touristischen Höhepunkte bereits vier Jahre zuvor gesehen hat? Als ich auch von anderen Reisenden, die diese Höhepunkte grade hinter sich hatten, auch noch erfuhr, dass Arequipa, Cusco und Machu Pichu gerade besonders viele Touristen anzieht, war für mich die Entscheidung getroffen. Ich wollte diese Orte nicht nochmal besuchen, zumindest nicht auf dieser Reise. Lieber wollte ich mich auf einen Entdeckungspfad begeben und Orte besuchen, die ich noch nicht kannte. 
Eine Ausnahme machte ich dennoch für meine Geburtsstadt Lima, der Hauptstadt von Peru. Ich weiß nicht von vielen Leuten, die ihre eigene Geburtsstadt so wenig kennen wie ich meine oder sie gar äußerst selten besucht haben. Vor vier Jahren hatte ich hier zwei Tage am Anfang und zwei Tage am Ende einer 3-wöchigen Reise verbracht. Damals empfand ich ein winziges Heimatgefühl obwohl ich nie bleibende Erinnerungen an meine ersten drei in Lima statt gefundenen Lebensjahre hatte. Meine Eltern schwärmen heute noch von einer besonders schönen Zeit, die wir als Familie in Lima hatten. Sie würden heute diese Stadt nicht mehr wieder erkennen. Auch in diesen vier Jahren nach meinem letzten Besuch hatte sich so einiges geändert. Ich merkte recht schnell nach meiner Ankunft, dass die Limeños (so werden die Einheimischen aus Lima gennant) etwas von ihrem herzlichen Charakter verloren hatten. Ein Lächeln dieser Menschen bekam ich nur recht selten zu sehen und teilweise hörte man bei Gesprächen den einen oder anderen Frust raus. Wenn es überhaupt zu Gesprächen kam. Viele Menschen denen man als Reisender begegnet, wie z.B. Verkäufern im Einzelhandel oder Kellner in der Gastronomie, schauen dich meist nicht mal an und hinterlassen den Eindruck, dass ihnen ihre Arbeit völlig gleichgültig ist. Vielleicht beruht dies alles auf die Tatsache, dass in den letzten Jahren hier kaum positive Entwicklung statt gefunden hat. Der Verkehr in den Straßen war laut Informationen, die ich von Taxifahrern erhielt, schlimmer als je zuvor und das ohne dass sich die Transportmittel deutlich modernisiert hätten. Somit lag auch eine ordentliche Ladung Smog in der Luft. Viele Gebäude außerhalb des Stadtzentrums wirkten wie halbfertige Baustellen während im Stadtzentrum selber eine der wenigen Verschönerungen des Stadtbilds stattgefunden hatte. Viele erzählten mir auch, dass die Kriminalität um einiges zugenommen hatte, wobei ich glücklicherweise kein Opfer davon wurde. Eines ist aber dennoch geblieben. Kulinarisch kann man hier nach wie vor für wenig Geld viel bekommen. Ein komplettes frisch zubereitetes Essen (inklusive Vorspeise, Hauptspeise und Getränk) mit Köstlichkeiten des Landes bekommt man hier schon ab 7 Soles (umgerechnet 2 Euro). Schon oft ist die peruanische Küche zu den besten der Welt gekrönt worden und überall im Land findet man äußerst günstige Gelegenheiten sehr billig und gut zu essen. Mein Favorit wird auch nach diesem Aufenthalt  in Peru das bekannte Ceviche bleiben, kleingeschnittener roher Fisch mit Limettensaft mariniert und scharf gewürzt. 
Im Anschluss wollte ich eigentlich ins nördlich gelegene Hochland, genauer gesagt zur Cordillera Blanca reisen, denn diese wurde in vielen Seiten im Internet als einer der schönsten Gebirgslandschaften Südamerikas bezeichnet. Doch die Wettervorhersagen für das Hochland machten mir einen Strich quer durch meine Reisewünsche. Dezember ist für die Cordillera Blanca eine glatte Regenzeit mit vielen vielen Niederschlägen und das leider täglich. Doch selbst ohne Regen ist der Himmel so bewölkt, dass man die schönen Berge während einer Wanderung gar nicht zu sehen bekommt. 
Also entschied ich mich direkt in die noch weiter nördlich gelegene Stadt Chachapoyas zu reisen. Diese liegt zwar noch in den Bergen, aber durch die Nähe zum Amazonasgebiet ist das Kilma zu dieser Jahreszeit nicht ganz so naß. Wie so viele Städte in Peru hat Chachapoyas einen sehr schön konservierten Stadtkern mit einer immer renoviert aussehenden Plaza de Armas (Waffenplatz), wie in Peru alle fast alle Hauptplätze in einer Stadt bezeichnet werden. Das Highlight von Chachapoyas ist allerdings ein Besuch der Ruine Kuelap, eine Ruine aus der Prä-Inka-Zeit, etwa 2,5 Stunden von Chachapoyas entfernt. Der Besuch dieser Attraktion lohnte sich total, auch weil diese einstige Stätte bei weitem nicht so viele Besucher hat wie Machu Pichu. Unterschiedlich ist auch hier der Ursprung. Während das bekannte Machu Pichu von den Inkas selbst einst bewohnt wurde, handelte es sich bei Kuelap um eine Stadt die vom Volk der Chachapoyas bevölkert wurde, die wiederum von den Inkas ausgerottet wurden. Durch diese Komplett-Eroberung weiß man auch nicht allzu viel über die einzigsten Bewohner. Selbst der Name Chachapoyas (in Quechua "Wolkenkrieger") wurde ihnen von den Inkas gegeben. Genauso wie bei Machu Pichu ist es auch hier ein Rätsel wie einst Menschen diese vielen schweren Steine so hoch in die Berge transportieren konnten. 


Neben Kuelap gab es um Chachapoyas noch weitere Ausflugsmöglichkeiten. Das Wetter wurde aber leider schlechter. Einen halbsonnigen Tag hatte ich aber noch. An diesem besuchte ich einen nahegelegenen Aussichtspunkt einer Gebirgsschlucht. Hier hatte man eine Aussicht, bei der man die Gewaltigkeit der Anden wieder einmal zu Gesicht bekam. 


Von Chachapoyas ging es dann weiter nach Tarapoto. Hier schien wieder die Sonne und durch das nahe Amazonasgebiet spürte ich wieder tropische Hitze. Die Stadt selber war einer der lautesten, die ich in letzter Zeit besucht hatte. Gefühlt sind hier genauso viele Mopeds und Tuktuks auf den Straßen wie in Bangkok unterwegs. Ich hatte vor, von hier aus irgendeine Tour in den Dschungel zu machen. Leider war das Angebot enttäuschend. Was angeboten wurde waren Mega-Super-Touri-Touren bei denen irgendwelche Landschaftsobjekte wie Seen, Wasserfälle, Flüsse oder kleine Palmenwälder sowie nahe gelegene Kleinstädte innerhalb eines Tages besichtet wurden. Um richtig autentische mehrtägige Regenwaldtouren von hier aus unternehmen zu können, hätte ich unbestimmte Zeit warten müssen bis genügend Tourteilnehmer sich zusammen gefunden hätten. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen noch weiter rein ins Amazonasgebiet zu reisen. Ich entschied mich dagegen. Letztendlich war ich im Juli schon recht lange auf dem Amazonas selbst gereist und hatte die schönsten Erinnerungen dran. 
Weil es nicht mehr lange bis zu meinem Geburtstag war, wollte ich nur noch eins: Die Küste erreichen, für ein paar Tage keine Busfahrten haben und so nah am Strand wie möglich ausgiebig chilen.