Montag, 23. November 2015

La Paz - eine etwas andere (Haupt)stadt

Noch am selben Tag, an dem meine Altiplano-Tour im doch ziemlich hässlichen Ort Uyuni ihr Ende fand, entschloss ich mich zur Weiterfahrt. Ich verabschiedete mich von allen, die an der Tour teilgenommen hatten und mit einer ganz festen Umarmung von unseren Guides, insbesondere von Jenrry mit ein paar letzten Worten. "Du und dein Bruder, zusammen mit eurer Mutter als Tourköchin, macht eure Arbeit hervorragend. Macht weiter so! Und ich hoffe ihr bekommt mal die Chance Englisch oder vielleicht sogar weitere Sprachen zu lernen. Dann hättet ihr echt das Zeug dazu, zu den besten Guides in dieser Region zu werden." Ich sagte das nicht ohne Grund. Dass die meisten Guides für die Altiplano-Touren kaum Englischkentnisse hatten, war leider eine Tatsache, die ich durch Unterhaltungen in den vergangenen Tagen feststellte, mich aber aufgrund der mangelnden Bildungsreformen in Bolivien nicht verwunderte. Hinzu kam, dass es schon oft Zwischenfälle mit Guides in der Region, meist wegen Alkohol, gegeben hatte. Jenrry und Elvis benahmen sich dagegen tadellos und tranken während der gesamten Tour keinen einzigen Tropfen. "Es war mir eine Ehre dich als Kunden zu haben, Norberto. Super vielen Dank, dass du alles übersetzt hast und somit jeder ein paar Informationen und Erinnerungen über unsere Kultur mitnehmen kann. Möge Gott dich auf deiner weiteren Reise beschützen." 
Am Busbahnhof kaufte ich ein Ticket ins 6 Stunden entfernte Sucre, wobei mir nicht gesagt wurde, dass ich zwischendrin in Potosí umsteigen müsse. Als ich dies allerdings feststellte, war ich heilfroh, denn ich musste ganz dringend für kleine Norbertos und mein Hin- und Herrücken auf meinem Sitzz wurde für andere Fahrgäste schon auffällig. Aufgrund der Mittagshitze in Uyuni trank ich nochmal ordentlich Wasser vor der Abfahrt. Busse in Bolivien haben meistens nicht den Komfort, den man aus anderen Ländern gewohnt ist und eine Toilette im Fahrzeug gibt es nur selten. Auf einer 4-Stunden-Fahrt sind Pausen auch nicht üblich. Wo auch, wenn man auf der einzig vorhandenen Landstraße durch die Anden kreuzt und nur schöne unberührte Gebirge um sich herum sieht.
Sucre ist die offizielle Hauptstadt von Bolivien und nicht wie viele glauben La Paz. Lediglich der Regierungssitz wurde irgendwann einmal nach La Paz verlegt, die meisten und wichtichtigsten ausländischen Botschaften befinden sich aber nach wie vor in Sucre, was auch gerne als die schönste Stadt Boliviens genannt wird. In der Tat war Sucre mit seinen kolonialen Bauten, meist weiß gestrichen, schön. Für mich was es allerdings nur eine Kolonialstadt mehr auf meiner langen Reise und ich gestehen muss während dieser schon weit aus schönere gesehen zu haben. Aus diesem Grund war ich in Sucre auch nicht sonderlich aktiv, sondern nutze die Bequemlichkeiten eines echt guten Hostels und ruhte mich die meiste Zeit aus. Der vermisste Schlaf auf der Altiplano-Tour hatte doch einige Spuren bei mir hinterlassen. 
Es ging also weiter nach La Paz, der größten Stadt Boliviens. Sofort stellte ich eines fest: La Paz ist mit keiner anderen Großstadt in Südamerika vergleichbar. Lediglich einige Hochhäuser, die aber beim genaueren Hinsehen dennoch recht alt aussehen, symbolisieren den (langsamen) Fortschritt Boliviens. Aufgrund der Lage der Stadt mit seinen unstrukturierten Bauten an den Hängen, erinnerte mich vieles an die von mir viel diskutierten Favelas in Rio. 


In den Straßen herrscht großes Treiben. In keiner anderen Stadt Südamerikas arbeiten so viele Leute auf der Straße wie hier. Die Straßenstände unterscheiden sich nicht großartig. Handwerks- und Webkunst in Hülle und Fülle, für ausländische Touristen ein wahrer Traum, denn auf Festen wie beispielsweise Weihnachtsmärkten in Deutschland zahlt man für einzelne Stücke gut und gerne das 10-fache. 

Im Stadtkern von La Paz findet man einige schön anzusehende alte koloniale Bauten und darüber hinaus erinnert einiges an die Helden, die einst die Kolonialregierung durch die Spanier beendeten. Am meisten genannt ein gewisser Simón Bolivar, - auch bekannt als "El Libertador" - nach dem das Land nach seiner erfolgreichen Befreiung benannt wurde. Hierbei sei auch gesagt, dass dieser Mann nicht nur in Bolivien, sondern in vielen spanisch sprachigen Ländern Südamerikas ein ewiger Held ist und für ewig bleiben wird.


Seit knapp drei Jahren ist La Paz durch ein Transportmittel reicher, was wenig später zur Touristenattraktion geworden ist. Österreicher bauten damals drei Seilbahnstrecken, die den Menschen helfen, die weit oben in den Hängen oder ganz oben am Berg wohnen, in die Stadt im Tal und wieder nach Hause zu kommen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen