Donnerstag, 29. Oktober 2015

Iguaçu - Até mais, Brasil!

Womöglich war es die beste Möglichkeit sich aus Brasilien zu verabschieden, indem ich eines seiner bekanntesten Naturspektakel besuchte, was es sich mit dem Land teilt, was ich als nächstes besuchen wollte. Die Wasserfälle von Iguazú (port. Iguaçu) gehören aber auch bei jeder Brasilienreise genauso zum Pflichtprogramm wie eben auch bei einer Argentinienreise. 
Die Busfahrt von São Paulo über Nacht nach Foz do Iguaçu sollte fahrplanmäßig 15 Stunden dauern. Tatsächlich dauerte die Fahrt zwei Stunden länger. Was vorgefallen war, glaube ich bis heute nicht. Einer der Fahrgäste suchte nach einer Stunde Fahrt verzweifelt sein Handy - ein IPhone 6 wohlgemerkt, was nirgends auf der Welt so teuer ist wie in Brasilien. Der Verzweifelte war sich wiederum sicher, dass er es beim Einstieg noch bei sich gehabt hatte. Die beiden Fahrer durchleuchteten beim ersten Stop mit einer Taschenlampe alle erdenklichen Ecken unter den Sitzen. Nichts. Kaum einer bekam mit, dass der Herr darauf hin die Fahrer aufforderte, bei der nächsten Polizeistation anzuhalten, da er scheinbar überzeugt war, dass ihm sein Handy gestohlen wurde. Beweise gab es dafür keineswegs. Nur konnte er sein Handy eben nicht finden. An der Polizeistation betraten zwei uniformierte Beamte den Bus und kündigten an, jeden Fahrgast sowie deren Handgepäck zu durchsuchen, sollte das Handy dem Mann nicht innerhalb der kommenden viertel Stunde zurück gegeben werden. Nichts geschah während dieser Frist. Daher erfolgte eine einundhalbstündige Durchsuchung und jeder Fahrgast inklusive mir kam sozusagen mal dran. Auch dann nichts. Sein Handy bekam der Verzweifelte auf diese Weise jedenfalls nicht zurück. "Wir haben in unserem Land wahrlich größere Probleme als ein Handy." "Und dafür muss die Polizei ihre Arbeitszeit opfern während zwischenzeitlich wirklich schlimme Sachen passieren." Das waren zusammen gefasst die häufigsten Sätze, die von einigen einheimischen Fahrgästen ausgesprochen wurden. 
Am nächsten Morgen erreichten wir dennoch unbeschadet Foz do Iguaçu. Ich schaute mir die brasilianische Seite der Wasserfälle noch am selben Tag an. Einige Reisende erzählten mir zuvor, dass auf der brasilianischen Seite der Blick einfach schöner ist, während man auf der argentinischen Seite man näher an die Fälle dran kommt. Ich genoss diesen atemberaubenden Blick auf die grandiosen Wassermassen und verabschiedete mich innerlich schon mal von Brasilien. 


Die Grenze überquerte ich am nächsten Morgen. Genau 90 Tage, also genau so lange wie man im Land als Tourist bleiben kann, hatte ich mich in der Heimat des Sambas aufgehalten. Nie hatte ich das so geplant und in Erwägung gezogen. So viel ich auch gesehen habe, so wenig erscheint es, wenn man sich mein bereistes Teritorium auf der Landkarte anschaut. Dennoch war ich überglücklich, über alles, was ich hier erlebt hatte. Dieses fünftgrößte Land der Welt hatte mich in sein Bann gezogen und nicht so schnell gehen lassen. Ich erinnere mich, dass ich diesem Land zuvor leicht voreingenommen und arrogant begegnet bin, allein deshalb weil dort eben nicht meine zweite Muttersprache gesprochen wird. Heute kann ich sagen, dass ich dieses wunderschöne Land samt ihrer sehr sympatischen Bewohner und ihrer Sprache zu lieben gelernt habe und ich mich sicher fühle, nicht zum letzten Mal in diesem Land gewesen zu sein. "Até mais, Brasil!" 
Nach der Grenzüberquerung ging es weiter nach Puerto Iguazú, der nächst gelegenen Stadt zu den Wasserfällen auf argentinischer Seite. Dort ruhte ich erstmal einen Tag, da es auf einmal richtig gewitterte. Am nächsten Tag war der Regen nicht mehr so stark, der Himmel dennoch grauwölkig. "Zum Glück" muss ich sagen, denn dadurch war der Nationalpark Iguazú nicht so stark besucht und ich konnte in Ruhe alles besichtigen und am späten Nachmittag noch einen Nachtbus nach Buenos Aires nehmen. 


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